Unabhängigkeit, Krieg und ein zerbrechlicher Frieden:

Acht Jahre bewegte Geschichte der jüngsten Nation der Welt.

Vor acht Jahren, am 9. Juli 2011, erklärte der Südsudan seine Unabhängigkeit und wurde zum 193. UN-Mitgliedstaat. Aber das Lachen und die Feierlichkeiten verblassten bald und wichen dem Klang des Kanonenfeuers. Die Verbündeten von gestern wurden zu den Feinden von heute, und die Einheit der ersten Tage verschwand schnell, als es zu Kämpfen zwischen den Streitkräften kam, die Präsident Salva Kiir treu ergeben waren, und denen, die im Dezember 2013 mit Vizepräsident Riek Machar in Verbindung standen. Hunderttausende Tote später hat ein fragiles Friedensabkommen den Südsudanesen eine gewisse Erleichterung gebracht, aber der Weg zur Stabilität ist nach wie vor voller Hindernisse.

Ein neuer Anfang

Am 9. Juli 2011 wird der Südsudan zu einem unabhängigen Land und das 193. Mitglied der Vereinten Nationen.

 

Juli 2011

Es gibt Hoffnung, aber nach Jahrzehnten des Konflikts bringt sie unzählige Herausforderungen mit sich.

Das IKRK ist seit 1984 im Südsudan tätig und eröffnet sofort eine Delegation in der neuen Hauptstadt Juba. Gleichzeitig wird das südsudanesische Rote Kreuz gegründet.

 

Zerbrochene Hoffungen

Keine zwei Jahre nach den Feierlichkeiten bricht ein politischer Machtkampf zwischen Präsident Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar aus.

 

Januar 2013

Die Kämpfe breiteten sich aus und fast 100.000 Menschen flohen innerhalb weniger Wochen. Trotz Friedensgesprächen eskaliert die Situation schnell und der Südsudan wird in einen Bürgerkrieg verwickelt.

Januar 2015

Zwei Millionen Südsudanesen sind aus ihrer Heimat geflohen, innerhalb oder außerhalb des Landes, darunter Tausende von unbegleiteten Jungen und Mädchen. Das IKRK und die lokalen Rotkreuzgesellschaften nutzen "Snapshot books", um sowohl Erwachsenen als auch Kindern zu helfen, vermisste Verwandte zu finden.

Akobo, Südsudan, 2015. Ein junger Mann benutzt ein IKRK-Schnappschussbuch, um nach vermissten Verwandten zu suchen.
Foto: Giles Duley

Juni 2015

Der Südsudan ist mit extremer Gewalt konfrontiert. In der Umgebung von Leer verlassen in nur einem Monat über 100.000 Menschen ihre Heimat.

Juli 2016

Nach der Unterzeichnung eines Abkommens zur Lösung des Konflikts im Südsudan im August 2015 kehrt der ehemalige Vizepräsident Riek Machar nach Juba zurück. Aber der Frieden ist nur von kurzer Dauer. Im Juli 2016 brachen in der Nähe des Präsidentenpalastes Kämpfe aus und breiten sich aus, was das Ausmass der humanitären Krise und die Notlage der Zivilbevölkerung vergrößert.

Innerhalb weniger Tage gelangt die Situation an einen Punkt ohne Wiederkehr, und die IKRK-Teams arbeiten rund um die Uhr in einem sehr angespannten Umfeld, um lebensrettende Hilfe zu leisten.

1,5 Millionen Binnenvertriebene und mehr als 490 000 Flüchtlinge in den Nachbarländern

- in 2017 -

Der unaufhörliche Sturz

Mehr als drei Jahre Konflikt und kein Frieden in Sicht. Die Ausbreitung von Gewalt in Teilen des Landes, in denen die Bevölkerung auf die Landwirtschaft angewiesen ist, hat weitere Auswirkungen auf die humanitäre Situation.

 

20. Februar 2017

In einigen Teilen des Landes wird Hungersnot gemeldet. Krieg und Dürre lassen die Südsudanesen in die Knie gehen. Die Nordstaaten sind am stärksten betroffen und schätzungsweise 5 Millionen Menschen benötigen sofortige Hilfe.

Juli 2017

Der Südsudan rangiert bei der Anzahl der Angriffe auf Hilfskräfte in den Jahren 2016, 2017 und 2018 weltweit an erster Stelle. Am 11. Juli 2017 werden mehrere humanitäre Helferinnen von bewaffneten Männern in einem Hotel in Juba gefangen genommen und vergewaltigt.

8. September 2017

Lukudu Kennedy Laki Emmanuel, ein Mitarbeiter des IKRK, wird getötet, als ein Konvoi von neun Lastwagen und einem Allradfahrzeug von unbekannten Angreifern beschossen wird. Das IKRK hat diesen Mord entschieden verurteilt.

13. Juli 2018

Nach fünf Jahren Konflikt verhängt der UN-Sicherheitsrat ein Waffenembargo gegen den Südsudan. Diese Maßnahme zielt darauf ab, den Strom von Waffen, die an bewaffnete Gruppen geliefert werden, zu stoppen. Vor Ort empfängt das IKRK jeden Tag neue Patienten in den von ihm unterstützten Rehabilitationszentren.

Ein Patient ruht in einem postoperativen Zelt im Feldkrankenhaus des IKRK in Ganyliel, Südsudan.
Foto: Mari Aftret Mortvedt

1,8 Millionen Binnenvertriebene und 2,4 Millionen Flüchtlinge in den Nachbarländern

- in 2018 -

Ein zerbrechlicher Frieden

12. September 2018, der Präsident des Südsudan und der Oppositionsführer unterzeichnen ein Friedensabkommen, um einen Konflikt zu beenden, der rund 350.000 direkte und indirekte Todesopfer gefordert hat.

 

Mai 2019

Das Friedensabkommen gilt in den meisten Teilen des Landes, aber der Hunger nimmt wieder zu. Dieser zerbrechliche Frieden ist die wichtigste Hoffnung für Millionen von Menschen. Stabilität ist dringend erforderlich, damit die Bauern ernten, die Kinder zur Schule gehen und die Bevölkerung als Ganzes darauf vertrauen kann, dass der Teufelskreis der Gewalt endet und sie nach Hause zurückkehren können.

Juni 2019  

Im Friedensabkommen wird das IKRK als neutraler Vermittler für die Freilassung von Gefangenen aufgeführt.

Das IKRK hilft den von Konflikten betroffenen Gemeinden im Südsudan, sich selbst zu versorgen und Familien wieder zusammenzuführen. Wir besuchen Haftanstalten, unterstützen Gesundheitseinrichtungen und fördern die Einhaltung des humanitären Völkerrechts.

Fotos: Florian Seriex, Giles Duley, Mari Aftret Mortvedt