Schwieriger Zugang zu Gesundheitsversorgung für Mütter in der Zentralafrikanischen Republik

In der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) sehen sich Mütter, die medizinische Versorgung benötigen, oft mit grossen Hindernissen konfrontiert. In einem Land, in dem Instabilität und Gewalt vorherrschen, wird eine solche Versorgung oft durch die Realität vor Ort verhindert. Da Ressourcen und Fachpersonen fehlen, bleibt das Gesundheitssystem schwach und Tausende Menschen werden nicht angemessen versorgt.
Die gesundheitliche Lage in der ZAR ist insbesondere für schwangere Frauen und Neugeborene besorgniserregend. Ihre Sterblichkeitsrate gehört zu den höchsten weltweit. Das Risiko für eine Frau, im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft oder einer Geburt zu sterben, ist in der ZAR 104 Mal höher als in Frankreich¹ und 2,8 % der Neugeborenen sterben in ihrem ersten Lebensmonat². In diesem Kontext ist der Zugang zu Gesundheitsversorgung, der in der ZAR auch in Friedenszeiten prekär ist, zu einer der dringlichsten Herausforderungen in der aktuellen humanitären Krise geworden.
Die unsichtbaren Hindernisse beim Zugang zu Gesundheitsversorgung für Mütter
Diese Situation ist mehreren Faktoren zuzuschreiben. Da es insbesondere in den entlegensten Gegenden keine Transportmittel gibt, können die Frauen für vorgeburtliche Untersuchungen und Geburten nicht zu den Gesundheitseinrichtungen gelangen. Die Strassen sind oft nicht befahrbar und die Kosten für den Transport, falls es einen solchen überhaupt gibt, sind für mittellose Frauen ein grosses Hindernis.


Volksglaube und Traditionen beeinflussen die Frauen in Gesundheitsfragen stark. In bestimmten Gemeinschaften hält das Misstrauen gegenüber der modernen Medizin zahlreiche Frauen davon ab, sich in Gesundheitseinrichtungen behandeln zu lassen. Diese Vorbehalte bewegen sie dazu, trotz der Risiken mithilfe von traditionellen Geburtshelferinnen zu Hause zu gebären. Fast jede zweite Frau gebärt noch zu Hause², was das Risiko für Komplikationen bei der Geburt wesentlich erhöht.
Die fehlende Autonomie der Frauen in Fragen der reproduktiven Gesundheit stellt ein bedeutendes Hindernis dar. In zahlreichen Familien entscheiden in Gesundheitsfragen die Männer und für medizinische Behandlungen kann ihre Einwilligung erforderlich sein. Zahlreiche Frauen werden so davon abgehalten, Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen.
Die Folgen sind tragisch. Zahlreiche Frauen gebären unter prekären Bedingungen, manchmal ohne qualifizierte Hilfe. Da keine regelmässigen vorgeburtlichen Untersuchungen vorgenommen werden, können Probleme nicht erkannt und behandelt werden, bevor sie lebensbedrohlich werden.


Der Mangel an medizinischem Personal im Land verschärft das Problem des Zugangs zur Gesundheitsversorgung. Gemäss Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt die internationale Norm für das Gesundheitspersonal bei einer Dichte von 23 pro 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner. In der ZAR beläuft sich diese Zahl auf 7,3 pro 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner und liegt somit deutlich unter dem Zielwert der WHO. In einigen Regionen fällt dieser Wert sogar auf 1,3 pro 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Dieser Personalmangel betrifft vor allem die Hebammen und Gynäkologen, von denen es insbesondere auf dem Land zu wenige gibt.
Die Reaktion des IKRK auf die Krise bei der Gesundheitsversorgung von Müttern in der ZAR
Um diesem Fachkräftemangel zu begegnen, hat das IKRK ein Ausbildungsprogramm für Geburtshelferinnen in der Präfektur Nana-Gribizi ins Leben gerufen. Das Ziel besteht darin, Frauen aus örtlichen Gemeinschaften auszubilden, oft traditionelle Geburtshelferinnen, damit sie Symptome und Gefahren erkennen und die Frauen an die Gesundheitszentren weitervermitteln können. „Mit diesem Projekt werden drei sehr wichtige Ziele verfolgt“, erklärt Viola Nizigiyimana, Hebamme für das IKRK. „Zunächst bilden wir traditionelle Geburtshelferinnen aus, die eine erste Anlaufstelle sein können. Wir bringen ihnen bei, wie sie Risiken und Komplikationen erkennen. Letztendlich sollen sie in der Lage sein, eine Geburt vorzunehmen, wenn eine Frau weit von einer Gesundheitseinrichtung entfernt entbinden muss.“ Dank diesem Ansatz kann das fehlende Gesundheitspersonal in entlegenen Gegenden teilweise ersetzt werden. Gleichzeitig wird eine Brücke zwischen traditionellen Praktiken und dem offiziellen Gesundheitswesen gebaut.


Angesichts der medizinischen Notlage der schwangeren Frauen und ihrer Neugeborenen haben die Teams des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in der ZAR ihre Anstrengungen verstärkt. 2024 wurden in den vom IKRK unterstützten Zentren mehr als 3 000 Schwangere vorgeburtlich untersucht. Zudem konnten mehr als 850 Frauen im Spital von Nana-Gribizi sicher entbinden, wobei in einigen Fällen ein Kaiserschnitt nötig war.


Um diese Versorgung bereitzustellen, investiert das IKRK auch in die Sanierung medizinischer Infrastruktur. In den drei Gesundheitszentren von Patcho, Grevai und Doukouma konnten so dank Bau- und Renovierungsarbeiten die Arbeitsbedingungen für das Personal und die Pflege für die Patientinnen und Patienten wesentlich verbessert werden.
Im Wissen über die Transportprobleme hat das IKRK auch in die Verbesserung der Strassen investiert. Dank der Reparatur von zwölf Brücken auf den Achsen Bianga-Sabegoudé, Alindao-Seignere und Bocaranga-Boleré können fast 20 000 Menschen künftig leichter zu den Gesundheitszentren gelangen.
Damit werden die lokalen Kapazitäten gestärkt und es wird gewährleistet, dass die Frauen Zugang zur benötigten Versorgung erhalten, ganz egal, wo sie leben.
Trotz der Bemühungen der humanitären Akteure bestehen weiterhin grosse Herausforderungen. Eine internationale Mobilisierung und die Unterstützung der örtlichen Gemeinschaften sind nötig, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern und Leben zu retten. Die Gesundheit der Frauen ist ein wichtiger Indikator für die Widerstandsfähigkeit eines Landes und sie muss unbedingt die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient.
[1] UNFPA (2024). Bericht über die Situation der Weltbevölkerung 2024 (auf Französis[DO1] ch) https://www.unfpa.org/sites/default/files/pub-pdf/swp2024-french-v240405-web.pdf.
[2] UNICEF (2023). Geburtshelferinnen tragen zur Verbesserung der Müttergesundheit in der ZAR bei (auf Französisch) https://www.unicef.org/car/recits/les-matrones-au-c%C5%93ur-de-lam%C3%A9lioration-de-la-sant%C3%A9-maternelle-en-rca.