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Myanmar: Einen Monat nach dem Erdbeben kämpfen die Überlebenden mit weiteren Herausforderungen

Sagaing, Myanmar, women cooking together in community kitchen
„Während eines Besuchs im Township Sagaing berichteten mir die Menschen, dass sie dringend sauberes Wasser und Licht benötigen, um sich nachts vor den Schlangen zu schützen“, erklärte Ei Shwe Sin Myo, eine Ingenieurin für Wasser und Unterkunft der IKRK-Subdelegation in Mandalay. „Seit dem Erdbeben sind mindestens 30 Menschen in Sagaing gestorben, nachdem sie von einer Schlange gebissen wurden. Inmitten der Trümmer ist es schwer, solche Gefahren zu erkennen, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit.“

Einen Monat, nachdem ein schweres Erdbeben Myanmar erschüttert hat, ist die Situation von Millionen Menschen weiterhin verheerend. Viele haben Mühe, in der sengenden Hitze, mit einem unzuverlässigen Zugang zu Trinkwasser und zerstörter Infrastruktur ihre grundlegenden Bedürfnisse zu erfüllen, während das Risiko der Ausbreitung von Krankheiten und anderen Schwierigkeiten wächst.

Seit dem Erdbeben setzt sich das IKRK zusammen mit der Rotkreuzgesellschaft von Myanmar und lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen kontinuierlich dafür ein, dringend benötigte Hilfe bereitzustellen. Dennoch ist vor dem Ausmass der Bedürfnisse eine noch breiter aufgestellte Reaktion vonnöten, um sicherzustellen, dass die besonders betroffenen Menschen nicht abgehängt werden.

Humanitäre Notlage in sengender Hitze

In den betroffenen Gebieten leben weiterhin Tausende Familien in Zelten und Behelfsunterkünften oder schlafen einfach im Freien. Mit Temperaturen, die tagsüber 40°C erreichen, laufen die Menschen ernsthaft Gefahr, zu dehydrieren, während der Zugang zu sauberem Trinkwasser begrenzt ist. Zerstörte Infrastruktur und kaum vorhandene sanitäre Einrichtungen schüren die Angst vor dem Ausbruch von durch Wasser übertragbare Krankheiten. 

In urbanen Zentren wie Mandalay wird die Lage allmählich übersichtlicher; auf dem Land hingegen ist die Situation viel weniger klar und deutlich komplexer. Diese Regionen überschneiden sich oftmals auch konfliktbetroffenen Gegenden, sodass der Zugang für humanitäre Hilfe schwierig ist.

Dringender und steigender Bedarf an Gesundheitsversorgung

Das Thema Gesundheit bleibt nach dem Erdbeben eines der vordringlichsten Probleme in Myanmar. Viele Gesundheitseinrichtungen, die bereits an ihrer Kapazitätsgrenze gearbeitet haben, wurden infolge des Erdbebens erheblich zerstört. In Mandalay und Sagaing, unterstützt das IKRK Spitäler und Kliniken mit Spenden an Medikamenten und grundlegendem Material, um lebensrettende Hilfe bereitzustellen und die Menschen Tag für Tag medizinisch zu versorgen.

Im Rahmen des Programms für mobile Kliniken der Rotkreuzgesellschaft von Myanmar, das vom IKRK finanziell und materiell unterstützt wird, werden die vertriebenen Menschen jeden Tag medizinisch versorgt – dies ist entscheidend für diejenigen, die nicht in die traditionellen Einrichtungen kommen können.

Wiederherstellung der wirtschaftlichen Sicherheit und des Zugangs zu Nahrungsmitteln

Häuser und Geschäfte wurden zerstört, sodass Familien sowohl ihre Unterkunft als auch ihre Existenzgrundlage verloren haben. In Mandalay und Sagaing unterstützt das IKRK lokale Gemeinschaftsküchen, die jeden Tag Mahlzeiten an die Vertriebenen ausgeben. Aktuell werden Pläne umgesetzt, rund 3 000 Haushalten nicht zweckgebundene Bargeldzuwendungen bereitzustellen, um den Familien mehr Autonomie zu geben, ihre vordringlichsten Bedürfnisse zu erfüllen.

Mittelfristig sind Initiativen zur Wiederherstellung der Existenzgrundlagen sowie die Unterstützung für Bauern entscheidend, um die Nahrungsmittelsicherheit im ganzen Land zu verbessern – in Myanmar waren bereits vor dem Erdbeben 15 Millionen Menschen von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen.

Economic security field officer explains how ICRC will support a community currently hosted at a local school in Sagaing, Myanmar.
Foto: Stephen Ryan / IKRK

Sauberes Trinkwasser und sichere Unterkünfte

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser bleibt eine vordringliche und lebensrettende Aufgabe. Das IKRK hat unmittelbar nach dem Erdbeben rasch dringend benötigte Wasserfilter verteilt. Dank vorgängiger Schulungen und der Bereitstellung von Ausrüstung an die Rotkreuzgesellschaft von Myanmar wurden rasch Wasseraufbereitungsanlagen eingerichtet, die drei schwer betroffene Orte mit sauberem Trinkwasser versorgen. In den Tagen nach dem Erdbeben stellte das IKRK auch Material für Notunterkünfte bereit.$

Die Ingenieure der IKRK-Abteilung Wasser und Unterkunft haben auch Schäden an den Spitälern begutachtet, um eine Instandsetzung zu unterstützen, die für eine voll funktionsfähige Gesundheitsversorgung unerlässlich ist.

„Während eines Besuchs im Township Sagaing berichteten mir die Menschen, dass sie dringend sauberes Wasser und Licht benötigen, um sich nachts vor den Schlangen zu schützen“, erklärte Ei Shwe Sin Myo, eine Ingenieurin für Wasser und Unterkunft der IKRK-Subdelegation in Mandalay. „Seit dem Erdbeben sind mindestens 30 Menschen in Sagaing gestorben, nachdem sie von einer Schlange gebissen wurden. Inmitten der Trümmer ist es schwer, solche Gefahren zu erkennen, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit.“

 

Red Cross staff at a water distribution
Seit dem Erdbeben setzt sich das IKRK zusammen mit der Rotkreuzgesellschaft von Myanmar und lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen kontinuierlich dafür ein, dringend benötigte Hilfe bereitzustellen.
Foto: Aye Sandar Tun / IKRK

Schutz der Familienbande und der Würde

Neben den vordringlichen physischen Bedürfnissen sind Familien weiter auf der Suche nach Nachrichten über vermisste Angehörige. Zusammen mit der Rotkreuzgesellschaft von Myanmar hilft das IKRK dabei, Familien, die infolge der Katastrophe voneinander getrennt wurden, wieder zusammenzuführen. Die Arbeit erstreckt sich auch auf die Unterstützung von Häftlingen, damit auch diese mit ihren Familien Nachrichten über ihr Wohlergehen austauschen können.

Der würdevolle Umgang mit den Verstorbenen ist ebenfalls Teil der Nothilfe, um einen Beitrag dazu zu leisten, in Zukunft weiteres Leid und Unsicherheit zu verhindern.

Umgang mit verborgenen Gefahren

Auf dem Land gesellt sich zu den verheerenden Folgen des Erdbebens auch die verborgene Gefahr von Blindgängern hinzu. Die IKRK-Fachleute für Waffenkontaminierung sensibilisieren die Menschen über die Risiken und eine sichere Verhaltensweisen für Rettungspersonal, Lehrkräfte und lokale ehrenamtliche Hilfskräfte aus den jeweiligen Gegenden; in urbanen Zentren wurden diese Sensibilisierungsveranstaltungen direkt vom IKRK durchgeführt. Aufbauend auf der Stärke der Bewegung hat das IKRK die Rotkreuzgesellschaft von Myanmar auch darin geschult, diese potenziell lebensrettenden Schulungen durchzuführen.  

Einsätze unter Berücksichtigung von Erfahrung und der Präsenz vor Ort

Das IKRK konnte nach dem Erdbeben auch deshalb so rasch eingreifen, weil es seit Langem in Myanmar tätig ist: 39 Jahre humanitäre Arbeit, fast 600 Mitarbeitende und bewährte Partnerschaften mit der Rotkreuzgesellschaft von Myanmar und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Mit dem bevorrateten Material in Mandalay und Rangun war ein unmittelbarer Einsatz möglich, um sauberes Wasser, Notunterkünfte und lebensrettende Medikamente dorthin zu bringen, wo sie am meisten benötigt wurden.

Einen Monat nach dem Erdbeben sind die Bedürfnisse weiterhin enorm und die humanitären Einsätze müssen ausgeweitet werden. Die Widerstandsfähigkeit der betroffenen Menschen und die Zusammenarbeit mit unseren Partnern bilden die Grundlage dafür, dass das IKRK weiterhin entschlossen handelt, um den notleidenden Menschen Hoffnung zu schenken, Unterstützung zu leisten und ihre Würde zurückzugeben.

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Reaktion im Notfall

4.400

Menschen erhielten im Rahmen von Soforthilfeverteilungen lebenswichtige Haushaltsgegenstände wie Planen, Matten und Moskitonetze

7.300

Menschen erhielten Nahrungsmittelhilfe

12

Krankenhäuser in Mandalay, Sagaing und Bago erhielten Unterstützung

20.789

Unterkunftspakete wurden im Shan-Staat verteilt, um den dringenden Bedarf der vertriebenen Familien zu decken

23.400

Menschen in Mandalay, Bago und Shan profitierten von den gespendeten Artikeln wie Chlortabletten und Wasserfiltern

Helfen Sie den Menschen in Myanmar

Das IKRK leistet lebenswichtige Hilfe, einschließlich medizinischer Versorgung, Wasseraufbereitungsanlagen und Unterkünften, und arbeitet mit der Myanmar Red Cross Society zusammen, um getrennte Familien wieder zusammenzuführen.

Wir brauchen Ihre Hilfe, um weiterhin lebensrettende Unterstützung zu leisten.

Colegas da Cruz Vermelha de Myanmar percorrem edifícios destruídos por terremoto.