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Sudan: Khaldias Weg durch die Vertreibung - eine Geschichte der Widerstandskraft

of survival and resilience. Khaldia with four of her children; the rest of her family has been displaced and scattered across Sudan.
Khaldia mit vieren ihrer Kinder; alle anderen Angehörigen wurden vertrieben und über den ganzen Sudan verstreut.
Ihr Mann blieb zu Hause im Osten Khartums, während ihre älteren Söhne gezwungen waren, in anderen Teilen des Landes Sicherheit und ein Auskommen zu suchen. Foto: Ahmed Omer

Die Eskalation des Konflikts hat die sudanesischen Bundesstaaten Khartum und Gezira in grauenvolle Schlachtfelder verwandelt und unzählige Familien gezwungen, aus ihren Häusern und Dörfern in die Nachbarstaaten zu fliehen. Die Dörfer im Osten Khartums, wo sich auch Khaldia Mustafas Zuhause befand, waren einst lebendige Zentren der Landwirtschaft und der Viehzucht, in denen Getreide und Gemüse angebaut und Vieh gezüchtet wurde, um den Lebensunterhalt zu sichern.

Das Leben in diesen Dörfern war geprägt vom Rhythmus des Ackerbaus und der Viehzucht und bot Stabilität und Auskommen für Generationen. Die jüngste Gewalt hat diese Lebensweise jedoch zerstört, die Dörfer sind verlassen und die Existenzgrundlagen zerstört. Mitten in diesem Chaos beeindruckt Khaldia mit ihrer Geschichte vom Überleben und der Widerstandskraft. 

Die 46-jährige Mutter von neun Kindern war gezwungen, aus dem Dorf Rabob im Osten des Bundesstaats Khartum zu fliehen, weil der Konflikt ihre Existenzgrundlage zerstörte und Angst verbreitete. Khaldia lebt jetzt in einem Lager für Vertriebene in der Nähe von Schandi im Bundesstaat Nil-Fluss und erinnert sich an die äusserst beschwerliche Reise, die ihre Familie auseinanderriss und ihr Leben aus den Fugen geraten liess.

«Wir mussten sofort aufbrechen», erzählte sie, andernfalls hätte sie ihre Familie nicht beschützen können. «Es ist traurig, Geld zu verlieren, aber der Gedanke, das Leben meiner Kinder und ihre Menschenwürde aufs Spiel zu setzen, war unerträglich.» Um sich und die Kinder in Sicherheit zu bringen, machten sie sich auf den Weg und nahmen nur das Nötigste und wenig Geld mit. «Wir gingen sehr lange zu Fuss, bevor uns ein Lastwagen bis in die Nähe von Schandi mitnahm. Das Geschützfeuer war zu viel für uns», sagte sie. Ihr Mann blieb zurück, um das Vieh und die Vorräte zu bewachen, aber sein schlechter Gesundheitszustand macht ihr noch immer Sorgen.   

Bei ihrer Ankunft standen Khaldia und ihre Kinder sofort vor mehreren Schwierigkeiten. Das Lager hatte einige der wichtigsten Hilfsgüter erhalten, darunter Säcke mit Mehl und behelfsmäßige Zelte aus Stoffplanen. «Vier Tage lang hatten wir weder eine Matte zum Schlafen noch ein Zelt, in dem wir übernachten konnten», erinnert sie sich. Dennoch ist Khaldia fest entschlossen, das Familienleben wieder in Gang zu bringen und trotz aller Probleme eine gewisse Stabilität zu finden. 

Khaldia joins other men and women in the queue to receive the ICRC cash assistance at the displaced people’s camp near Shandi, River Nile state. Photo: Ahmed Omer
Khaldia reiht sich ein in die Warteschlange für die IKRK-Bargeldhilfe im Vertriebenenlager bei Schandi im Bundesstaat Nil-Fluss. Foto: Ahmed Omer

Die Bargeldhilfe, die das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Zusammenarbeit mit dem Sudanesischen Roten Halbmond bereitstellt, hat Familien wie der von Khaldia dringend benötigte Hilfe gebracht, damit sie ihre unmittelbaren Grundbedürfnisse decken können. Für Khaldia war diese finanzielle Unterstützung von entscheidender Bedeutung. «Dieses Geld ist gut für uns. Ich kann weitere Decken und Kanister und auch mehr Lebensmittel kaufen. Wir essen jetzt jeden Tag eine Mahlzeit mit einigen zusätzlichen Broten“, erzählte sie. 

Khaldias Geschichte zeugt von Stärke und Einfallsreichtum angesichts unvorstellbarer Schwierigkeiten. Ihr Weg ist beispielhaft für den Kampf tausender vertriebener Familien, die versuchen, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen und ein neues Leben aufzubauen, ohne die Hoffnung aufzugeben.

«Kein Fahrzeug fährt zurück in unser Dorf, um uns den Hausrat zu bringen. Mein Mann wird – falls er noch lebt – kein Fahrzeug finden, um zu uns zu kommen, denn auf der Straße werden Fahrzeuge immer geplündert», fügte sie hinzu. 

Dank der anhaltenden humanitären Bemühungen und der Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinschaften finden Familien wie die von Khaldia Wege, sich anzupassen und wieder menschenwürdig zu leben. Ihr Durchhaltevermögen ist ein Beispiel für die Stärke derer, die trotz unermesslichem Leid ausharren, und eine Erinnerung daran, dass die Hoffnung auch in den dunkelsten Momenten eine starke Triebfeder bleibt.

Khaldia sits inside her tent, recalling her past and contemplating the uncertain future that lies ahead. Photo: Ahmed Omer
Khaldia sitzt in ihrem Zelt, erinnert sich an ihre Vergangenheit und denkt über ihre ungewisse Zukunft nach. Foto: Ahmed Omer