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Israel und die besetzten Gebiete: Ausweitung der Feindseligkeiten in Gaza und drohende Vertreibung versetzen Familien in Angst und Schrecken

Bericht von Ahmed Al Waheidi, IKRK-Mitarbeiter in Gaza: 17. September 2025
A crowded truck loaded with people and belongings drives along a coastal road, as others walk or travel on carts beside the sea.
Reuters Connect

«Gestern verliess ich meine Frau und unsere Kinder im Norden und war sechs Stunden unterwegs, um in Deir al-Balah eine Unterkunft für uns zu suchen. Ich möchte sie alle fünf Minuten anrufen und fragen, wie es ihnen geht – ich habe ständig Angst, wenn ich weiss, dass die Kämpfe ganz in ihrer Nähe sind. Neulich wurde ein nur fünfzig Meter von ihnen entferntes Gebäude beschädigt. Die ständigen Explosionen machen ihnen Angst, und sie spüren die Auswirkungen von Explosionen – einstürzende Wände und riesige Staubwolken – aus Hunderten Metern Entfernung. Das ist der Alltag für die Menschen hier. Viele denken beim Aufwachen, dass es nicht schlimmer werden kann, und doch wird es immer schlimmer.  

A long line of trucks loaded with people and belongings moves along a coastal road beside the sea, with more vehicles and crowds stretching into the distance.

Foto: Reuters Connect

Wenn ich etwas gefunden habe, werde ich zurückkehren und meine Familie holen, aber wir wissen noch nicht, wie wir unsere Habseligkeiten mitnehmen können. Es gibt nicht genug Lastwagen, und für die meisten sind sie einfach zu teuer. Jeden Tag verlieren Hunderte von Familien ihr Zuhause, und die meisten können sich die Kosten für einen Umzug in den Süden nicht leisten, und so schlafen sie auf der Strasse. 

Der Neffe meiner Frau wurde kürzlich schwer verletzt, und wir sind seine letzten noch lebenden Verwandten. Ich weiss nicht, wie wir ihn vom Norden hierherbringen können. Ich bin überfordert von all den Entscheidungen, die wir treffen müssen, und von der Tatsache, dass wir bei keiner von ihnen eine Alternative haben.  

Die Straßen sind verstopft und beschädigt und ausserdem auch gefährlich, denn die wenigen brauchbaren Fahrzeuge sind in schlechtem Zustand. Man ist stundenlang und oft zu Fuss unterwegs, ohne genau zu wissen, wo es hingeht. Alte und Kranke kommen erschöpft im Süden an und müssen häufig an der Strasse schlafen, bevor sie eine Unterkunft finden.» 

Rows of makeshift tents and shelters crowd a coastal area, with people walking along a narrow road between them, and apartment buildings visible in the background.
Foto: Reuters Connect
Foto: Reuters Connect