Aus Tigray in den Sudan - Bilder einer Flucht

„Ich hatte solche Angst um das Baby, dass ich mich kaum an den Weg erinnern kann.“

  • In Hamyadet, einer Kleinstadt nahe der Grenze, behandelt ein Sanitäter des Sudanesischen Roten Halbmonds eine Frau, die vor den Kämpfen in Tigray geflohen ist. Viele Menschen, die die Sanitäter des Sudanesischen Roten Halbmonds aufsuchen, haben Krankheiten wie Malaria oder wurden bei den Kämpfen verletzt.
    Oliver Jobard/MYOP/IKRK
  • Ein Mitarbeiter des Sudanesischen Roten Halbmonds registriert Flüchtlinge, die gerade über die Grenze gekommen sind. Viele von ihnen haben bei der Flucht den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren und machen sich grosse Sorgen um ihr Schicksal.
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  • An einer Wasserverteilungsstelle in der Kleinstadt Hamyadet am Grenzfluss zwischen Sudan und Äthiopien holen Jugendliche Trinkwasser. Der schwierige Zugang zu sanitären Einrichtungen und Wasser ist eines der vielen Probleme, mit denen Flüchtlinge jeden Tag konfrontiert sind.
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  • „Es war Erntezeit. Ich war auf meinem Hirsefeld, als die Männer ankamen. Ich sah den, der auf mich geschossen hat", sagt Naga Shokole (30), ein Bauer aus der äthiopischen Stadt Humera. Nagas Frau Yayish fand den Verletzten, und zusammen mit ihrer zweijährigen Tochter Hirmila flohen sie in einem kleinen Karren mit ihren Eseln über die Grenze. Nach der Ankunft im Sudan kümmerte sich der Sudanesische Rote Halbmond um Naga, und er wurde ins Hashaba-Spital gebracht.
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  • „Ich hatte solche Angst um das Baby, dass ich mich kaum an den Weg erinnern kann“, sagte Million (24), die im neunten Monat schwanger ist. „Es ist wie ein schwarzes Loch. Heute sagte man mit, dass ich hier bleiben soll, weil ich jeden Moment entbinden könnte. Wir werden den Arzt im Gesundheitszentrum des Sudanesischen Roten Halbmonds aufsuchen. Mein Mann ist noch in Mek‘ele, wo wir lebten.“
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  • Ein IKRK-Delegierter nimmt im Flüchtlingslager Um Rakuba sogenannte Suchanfragen entgegen. Diese werden im System des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds erfasst, um den Menschen zu helfen, Angehörige zu suchen oder Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Hunderte von Menschen verloren den Kontakt zur Familie, als sie aus Äthiopien flohen. Seit dem 29. November ermöglichten IKRK-Teams gemeinsam mit dem Sudanesischen Roten Halbmond rund 1000 Telefongespräche von Flüchtlingen mit Angehörigen in Äthiopien und im Ausland. Da die Telefon- und Internetverbindungen in Teilen von Tigray immer noch nicht funktionieren, sind viele Menschen seit Wochen völlig abgeschnitten von ihren Angehörigen.
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03. Dezember 2020

Nach wie vor gelangen täglich Hunderte äthiopischer Flüchtlinge in den Sudan. Sie sind erschöpft und verängstigt und besitzen nicht viel mehr als die Kleidung, die sie tragen. Die örtliche Bevölkerung im Sudan verhält sich überaus solidarisch und teilt alles mit ihnen, während sich Behörden und Hilfsorganisationen bemühen, die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Unterkünften, Wasser und medizinischer Versorgung zu verbessern.

Obwohl so viele Grundbedürfnisse nicht gedeckt werden können, haben viele Flüchtlinge ein noch dringenderes Problem: Sie wissen nicht, wo ihre Angehörigen sind und wie es ihnen geht. Manche wurden im Chaos der Flucht voneinander getrennt, andere verloren den Kontakt, weil Telefon- und Internetverbindungen in Teilen von Tigray unterbrochen sind.

Zusammen mit dem Sudanesischen Roten Halbmond hat das IKRK an drei verschiedenen Orten in Grenznähe Dienste organisiert, die den Menschen helfen, per Telefon oder Nachrichten Kontakt zu Angehörigen aufzunehmen. Zudem bietet der Sudanesische Rote Halbmond den Flüchtlingen medizinische Versorgung an.