Red Rose, Nigeria: Technologie im Dienst humanitärer Unterstützung

Mit neuer Software beschleunigen wir die Verteilung von Hilfsgütern an Tausende Haushalte

01. November 2017
Red Rose, Nigeria: Technologie im Dienst humanitärer Unterstützung
Hassana ist eine von Vielen, die die Red-Rose-Software nutzen, um rasch Hilfsgüter zu erhalten. CC BY-NC-ND / IKRK / Adavize Baiye

Hassana steht in der Schlange vor dem IKRK-Depot in einem Vorort von Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaats Borno. Als sie an der Reihe ist, gibt sie dem Helfer ihre verschlüsselte Chipkarte. Mit der Software Red Rose, die auf seinem Mobiltelefon installiert ist, überprüft er Hassanas Personaldaten.

Der Helfer sieht, wer Hassana ist, auf wie viele Artikel aus dem IKRK-Hilfsprogramm sie Anspruch hat und wie oft sie noch Unterstützung abholen kann. Zehn Minuten später verlässt sie das Depot mit Lebensmitteln, die ihre 14-köpfige Familie zwei Wochen lang ernähren werden.

Nachdem ihre Personaldaten und ihre Anspruchsberechtigung anhand der Red-Rose-Software überprüft wurde, macht sich Hassana mit den Nahrungsmitteln auf den Weg nach Hause. CC BY-NC-ND / IKRK / Adavize Baiye

Anderswo in Maiduguri lässt ein anderer Empfänger die Daten auf seiner Chipkarte von einer Mitarbeiterin einer vom IKRK anerkannten Bank überprüfen und erhält genügend Bargeld, um seinen monatlichen Lebensunterhalt zu bestreiten. Seit Mai 2017 sind mehr als 30 000 Menschen mit drei Barauszahlungen unterstützt worden. Personen, die eine Auszahlung verpasst haben, können sie bei der nächsten Runde nachholen.

Effektivere humanitäre Hilfe

Die Dauer des Konflikts, die zunehmende Anzahl humanitärer Akteure im Nordosten Nigerias und die Notwendigkeit, genaue Daten über die Bedürfnisse der am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Menschen zu erheben, erfordern ständig neue und bessere Methoden bei der Verteilung, damit sichergestellt ist, dass die Mittel der betroffenen Bevölkerung am wirksamsten helfen.

Das Red-Rose-System verbessert unsere humanitäre Hilfe, indem es den Zeitaufwand für die Registrierung verkürzt. CC BY-NC-ND / IKRK / Adavize Baiye

Die Red-Rose-Plattform verkürzt nicht nur das Registrierungsverfahren, sondern auch die Ausgabe der Hilfe an die Empfänger. Das Red-Rose-System des IKRK startete im Mai 2017 in Maiduguri als Pilotprojekt. Bis anhin verteilte es Hilfe im Wert von 1,3 Millionen Franken. Bis Mitte Oktober waren die Grundbedürfnisse von mehr als 5000 Haushalten gedeckt.

Bevor das Red-Rose-System eingeführt wurde, dauerte die Verteilung bei grossem Andrang im Schnitt fünf Stunden, manchmal sogar mehr, wenn sich Schlangen bildeten. Heute braucht es circa 25 Minuten, um die Menschenmenge zu organisieren, und sodann höchstens zehn Minuten pro Person für die Ausgabe von Geld oder Hilfsgütern. Die Empfänger sind keineswegs verpflichtet, Schlange zu stehen, sondern können – sofern sie ihre Red-Rose-Chipkarte dabeihaben – jederzeit vorbeikommen wie in einem normalen Laden und Waren aussuchen, die sie brauchen.

Die Red-Rose-Plattform ist ein Datenverifikationssystem, das eine Komplettlösung für alle Bargeldtransfers bietet. Da für die Deckung humanitärer Bedürfnisse immer häufiger Bargeld ausgezahlt wird, ist zu überlegen, welche der heute verfügbaren Technologien sich am besten für die Auszahlung eignen.

Seit 2016 ersetzt das IKRK die Verteilung von Nahrungsmitteln nach und nach durch Hilfe in Form von Bargeld oder landwirtschaftlichen Produktionsmitteln. Nach Auffassung von Mohamed Sheikh-Ali, Leiter der IKRK-Abteilung für wirtschaftliche Sicherheit in Nigeria, fördert „die Auszahlung von Bargeld die Selbstständigkeit der Menschen und trägt zur Erholung der lokalen Wirtschaft in Gebieten bei, die zwar vom Konflikt betroffen sind, deren Märkte jedoch funktionieren. So entscheiden die Menschen selbst, was sie am dringendsten brauchen". Diese Entscheidung ist für viele der erste Schritt auf dem Weg zur Existenzsicherung.