Diese Anstrengungen ergänzen und unterstützen die wichtige Arbeit der Palästinensischen Rothalbmondgesellschaft (PRCS) bei der Bereitstellung von Nothilfe. Seit Ausbruch der Kampfhandlungen stellen das Personal und die Freiwilligen der PRCS mitten in einer unerträglichen Situation hoher Verluste unermüdlich die so dringend benötigte medizinische Versorgung für die Menschen in Gaza bereit. Es wurden 17 PRCS-Mitarbeitende in Ausübung ihrer Arbeit getötet; ferner wurden grundlegende Einrichtungen beschädigt, darunter die Spitäler Al-Amal und Al-Quds sowie zahlreiche medizinische Nothilfezentren und Rettungswagen, von denen 25 nicht mehr einsatzfähig sind. PRCS-Mitarbeitende wurden inhaftiert mit besorgniserregenden Berichten über ihre Behandlung, während der Verbleib zahlreicher weiterer Personen unklar ist.
Trotz dieser Herausforderungen leistet die PRCS weiterhin wichtige Arbeit bei der medizinischen Versorgung der Menschen in Gaza – neben der Bereitstellung von Nothilfe unter anderem durch den Betrieb von drei modernen medizinischen Zentren, sechs medizinischen Versorgungspunkten und drei Kliniken. Die PRCS ist ein wertvoller Partner in der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung und das IKRK und die beteiligten Nationalen Gesellschaften begrüssen die Möglichkeit, die so wichtige Arbeit der PRCS zu unterstützen, die die schrecklichen Verluste infolge des Konflikts bewältigen muss.
In dem Bemühen medizinischer und humanitärer Organisationen, die enormen gesundheitlichen Bedürfnisse in Gaza zu erfüllen, soll das Feldlazarett mit 60 Betten die Arbeit der PRCS ergänzen und unterstützen. Dort werden dringend benötigte Operationen, gynäkologische und geburtshilfliche Behandlungen, die Versorgung von Müttern und ihren Neugeborenen, Kinderheilkunde und ambulante Behandlungen angeboten. Auch Massenanfälle von Verletzen und Triage-Kapazitäten gehören zum Angebot der Klinik.
Das Feldlazarett des IKRK wurde in Zusammenarbeit mit der PRCS und mit Unterstützung der Rotkreuzgesellschaften aus Australien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Hongkong, Island, Japan, Kanada, Norwegen, Österreich und der Schweiz errichtet; es wird eine medizinische Versorgung für rund 200 Personen täglich bieten.
Die Menschen in Gaza bekunden Mühe, Zugang zu dringend benötigter medizinischer Versorgung zu erhalten. Dies liegt zum einen an der überwältigenden Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und zum anderen an der geringen Zahl an funktionsfähigen Einrichtungen. Das ärztliche und pflegerische Personal arbeitet rund um die Uhr, wobei ein solcher Einsatz über das hinausgeht, was diesen Menschen abverlangt werden kann.
Angriffe auf medizinische Einrichtungen und medizinisches Personal haben dem Gesundheitssystem verheerenden Schaden zugefügt. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind nur noch 33 % der 36 Spitäler in Gaza und 30 % der Zentren der primären Gesundheitsversorgung auf die ein oder andere Weise in Betrieb; die Einrichtungen, die noch funktionsfähig sind, sind mit dem Zustrom an Patienten, der Schwere ihrer gesundheitlichen Probleme, knappen Vorräten und Ressourcen für die Behandlung sowie Vertriebenen auf der Suche nach einer sicheren Bleibe überfordert.
Das medizinische Personal ist mit Menschen konfrontiert, die mit schweren Verletzungen, immer mehr übertragbaren Krankheiten, die möglicherweise zu grossflächigen Ausbrüchen führen könnten, und Komplikationen im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen, die seit Tagen unbehandelt sind, eingeliefert werden. Amputationen sind an der Tagesordnung, genau wie akute Atemwegsinfektionen, Magen-Darm-Erkrankungen und Hautkrankheiten, die sich infolge fehlenden sauberen Trinkwassers, fehlender sanitärer Einrichtungen und einem mangelhaften Zugang zu Nahrungsmitteln rasch unter den Vertriebenen ausbreiten. Chronische und schwere Erkrankungen wie Diabetes, Herzkrankheiten, Lungenentzündungen, infektiöse und nicht übertragbare Krankheiten (um nur einige zu nennen) erhalten nicht die Aufmerksamkeit, die es brauchen würde, weil die Priorität auf der Behandlung der schwer Verwundeten liegt.
Während die medizinischen Bedürfnisse in Gaza täglich steigen, wiederholt das IKRK seinen Aufruf nach dem Schutz medizinischer Einrichtungen gemäss dem humanitären Völkerrecht. Kein Patient darf getötet werden, während er in einem Krankenbett liegt. Keine Ärztin, kein Pfleger und kein anderes medizinisches Personal dürfen in Ausübung ihrer Tätigkeit, andere zu retten, sterben. Spitäler sind Schutzräume zur Behandlung und Bewahrung menschlichen Lebens – das humanitäre Völkerrecht schreibt vor, dass alle Konfliktparteien medizinische Aktivitäten einschliesslich der Infrastruktur achten und schützen müssen.
Das Feldlazarett ist eine Fortsetzung der bereits über 15 Jahre andauernden medizinischen Unterstützung des IKRK in Gaza. IKRK-Teams stellen OP-Leistungen im Gaza European Hospital bereit und unterstützen andere Spitäler, in denen seit der Eskalation des Konflikts Tausende Menschen behandelt wurden, mit Spenden von Medikamenten und medizinischem Material.
Das Team des Feldlazaretts besteht aus rund 30 humanitären Fachkräften aus den beteiligten nationalen Gesellschaften, aus lokalem Personal und aus vom IKRK bereitgestelltem Personal in den Bereichen Chirurgie, ärztliche Versorgung, Narkose, Pflege, Technik, Ingenieurwesen, Logistik und Verwaltung.
Aktuell leisten die Nationalen Gesellschaften folgende Beiträge:
- Das Australische Rote Kreuz stellt Personal zur Verfügung.
- Das Dänische Rote Kreuz stellt Unterkünfte für das Personal, eine Umkehrosmoseanlage zur Wasseraufbereitung sowie Personal bereit.
- Das Deutsche Rote Kreuz stellt Pflegeausrüstung, Labormaterial, Material für Unterkünfte des Personals, ein Strom-Toolkit, Wassertanks und Spülbecken sowie Personal bereit.
- Das Finnische Rote Kreuz stellt Röntgengeräte, Wassertanks und Spülbecken sowie Personal bereit.
- Das Hongkonger Rote Kreuz stellt Personal zur Verfügung.
- Das Isländische Rote Kreuz stellt Personal zur Verfügung.
- Das Japanische Rote Kreuz stellt physiotherapeutische Pflege und einen OP-Saal bzw. eine Narkose-Einheit bereit.
- Das Kanadische Rote Kreuz stellt OP-Material, medizinische Verbrauchsgüter, Desinfektionsmittel und Medikamente sowie Personal bereit.
- Das Norwegische Rote Kreuz übernimmt die koordinierende Rolle des Projekts und stellt zudem medizinische Ausrüstung, ein Wasseraufbereitungssysten, Büromaterial, Zelte, Beleuchtung, Latrinenanlagen, Küchenausrüstung sowie Medikamente und Personal bereit.
- Das Österreichische Rote Kreuz stellt eine Umkehrosmoseanlage zur Wasseraufbereitung zur Verfügung.
- Das Schweizerische Rote Kreuz stellt Personal zur Verfügung.
- Das IKRK hält während des laufenden Betriebs des Feldlazaretts die Medikamentenversorgung aufrecht.
Ein Video und Fotos des Feldlazaretts sind am 14. Mai unter www.icrcnewsroom.org abrufbar.
Über das IKRK
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist eine neutrale, unparteiische und unabhängige Organisation mit einem ausschliesslich humanitären Auftrag, der in den Genfer Abkommen von 1949 verankert ist. Es hilft Menschen auf der ganzen Welt, die von bewaffneten Konflikten und anderen Formen von Gewalt betroffen sind, und es bemüht sich nach Kräften, ihr Leben und ihre Würde zu schützen und ihre Leiden zu lindern. Dies geschieht häufig an der Seite seiner Rotkreuz- und Rothalbmondpartner.
Weitere Informationen: