Medienmitteilung

Israel und die besetzten Gebiete: Das IKRK fordert angesichts des unerträglichen Leids in Gaza eindringlich zu Achtung und Schutz von Zivilpersonen sowie ungehindertem Einlass von humanitärer Hilfe auf

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Gaza (IKRK) Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) fordert eindringlich dazu auf, die Zivilbevölkerung in Gaza, darunter Verwundete und Verletzte, zu achten und zu schützen. Gestern Morgen schlugen verirrte Geschosse im Feldspital des Roten Kreuzes ein – ein Patient wurde durch eine Kugel verletzt und musste in eine andere Einrichtung gebracht werden. Solche Vorfälle gefährden Patientinnen und Patienten, aber auch das Personal.

Am Donnerstagabend strömten 48 Verwundete, darunter Frauen und Kinder, in das Feldspital des Roten Kreuzes. Sie hatten alle Schussverletzungen erlitten.

„Bei militärischen Operationen ist stets darauf zu achten, dass Zivilpersonen verschont bleiben. Dies ist nicht nur eine Verpflichtung gemäss humanitärem Völkerrecht – es ist ein moralisches Gebot“, so Julien Lerisson, IKRK-Delegationsleiter für Israel und die besetzten Gebiete.

„Das Ausmass der Zerstörung, das wir momentan in Gaza sehen, bringt uns einem Frieden oder Stabilität keinen Schritt näher. Das Leid wird nur noch weiter verschlimmert.“

Die humanitäre Lage in Gaza ist mehr als katastrophal. 600 Tage der Feindseligkeiten, gepaart mit starken Einschränkungen beim Einlass und der Verteilung von Hilfsgütern, verschlimmern das immense und verbreitete Leid der Zivilbevölkerung weiter. Die Menschen kämpfen täglich ums Überleben, darum, ihre Kinder zu ernähren und eine Form von Sicherheit zu finden.

Gemäss dem humanitären Völkerrecht müssen medizinisches Personal und Patientinnen und Patienten geachtet und geschützt werden. Deshalb müssen alle möglichen Schritte unternommen werden, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Dies ist nötig, damit medizinische Einrichtungen Zufluchtsorte bleiben, um menschliches Leben zu schützen, und damit Verwundete und Kranke die medizinische Versorgung erhalten, die sie benötigen.

Zudem verlangt das IKRK erneut ausdrücklich, dass alle Geiseln unverzüglich und bedingungslos in Übereinstimmung mit dem humanitären Völkerrecht freigelassen werden. 600 Tage ist die Geiselnahme in Israel her. Ihr endloser Alptraum und das Leid in Gefangenschaft müssen ein Ende finden. Sie müssen mit ihren bange wartenden Familien wiedervereint oder für eine würdige Bestattung nach Hause gebracht werden.

Das IKRK verlangt zudem erneut Zugang zu palästinensischen Gefangenen, die von Israel festgehalten werden.

Nach einem Besuch in Gaza diese Woche beschrieb Julien Lerisson die humanitäre Situation als untragbar.

„Die Zivilbevölkerung darf in einem Konflikt nicht den höchsten Preis bezahlen. Die humanitären Bedürfnisse sind immens. Ein Lastwagen, drei Lastwagen, ja sogar hundert Lastwagen mit Hilfsgütern pro Tag sind ganz einfach nicht genug, um den Bedürfnissen der zwei Millionen Menschen nachzukommen. Wir können eine Krise dieser Grösse nicht mit unsystematischen Lösungen bewältigen“, sagte er.

Unter Einhaltung der Grundsätze von Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit setzt sich das IKRK weiterhin für die humanitären Bedürfnisse in Gaza ein. Damit dies gelingt, muss humanitäre Hilfe rasch und ungehindert eingelassen und unterstützt werden. Medizinische Güter, Nahrung, sauberes Wasser und andere wichtige Hilfsgüter müssen zu den Bedürftigen gelangen können – wo auch immer diese sich befinden.

Das IKRK verfügt über die Kapazität, bedeutsame Hilfe zu leisten und zur Milderung des Leids beizutragen. Der humanitäre Hilfsmechanismus, der seit Monaten besteht, hat sich als effizient erwiesen, wenn er zugelassen wird. Es ist entscheidend, dass er wieder vollständig funktionieren kann.

Über das IKRK

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist eine neutrale, unparteiische und unabhängige Organisation mit einem ausschliesslich humanitären Auftrag, der in den Genfer Abkommen von 1949 verankert ist. Es hilft Menschen auf der ganzen Welt, die von bewaffneten Konflikten und anderen Formen von Gewalt betroffen sind, und es bemüht sich nach Kräften, ihr Leben und ihre Würde zu schützen und ihre Leiden zu lindern. Dies geschieht häufig an der Seite seiner Rotkreuz- und Rothalbmondpartner.

Weitere Informationen: press@icrc.org