Im Folgenden eine Stellungnahme der IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric nach zwei Jahren bewaffneten Konflikts im Sudan. Mirjana Spoljaric wird sich am 15. April in London beim Treffen hochrangiger Minister zur Krise im Sudan dazu äussern, wie sich der Konflikt auf die Zivilbevölkerung auswirkt und was auf dem Spiel steht, wenn die Gewalt unvermindert weitergeht.
„Zwei Jahre mit einem verheerenden Bürgerkrieg haben das Leben von Millionen von Sudanesinnen und Sudanesen geprägt. Der Konflikt hat sich im Land ausgebreitet und sowohl ländliche als auch städtische Gegenden erfasst. Die Zivilbevölkerung ist in einem gnadenlosen Alptraum von Tod und Zerstörung gefangen.
In den vergangenen zwei Jahren war in der Art der Kriegsführung ein heimtückisches Muster der Entmenschlichung zu erkennen. Zivilpersonen werden getötet und verletzt, ihr Zuhause geplündert und ihre Existenzgrundlage zerstört. Sexuelle Gewalt ist weit verbreitet und verursacht Traumen, die sich auf mehrere Generationen auswirken werden. Humanitäre Helferinnen und Erstversorger werden bei ihrer lebensrettenden Arbeit gezielt angegriffen.
Infolge absichtlicher Angriffe auf zivile Infrastruktur wie Spitäler, Wasser- und Stromanlagen sterben noch mehr Menschen. Wenn die Zivilpersonen nicht bei den Kämpfen getötet werden, können sie sterben, weil es keine funktionierenden Spitäler mehr gibt oder sie kein sauberes Trinkwasser haben.
Das Grauen, das die Zivilbevölkerung im Sudan erleiden muss, darf nie als unvermeidbare Konsequenz des Krieges betrachtet werden. Eine Waffenruhe könnte den Menschen eine dringend benötigte Atempause verschaffen, doch ohne eine solche Pause müssen die Regeln im Krieg weiterhin eingehalten werden. In den vergangenen zwei Jahren hätte sehr viel Leid vermieden werden können, wenn diese Regeln eingehalten worden wären. Kürzungen bei den Geldern für die humanitäre Hilfe verschärfen die Not zusätzlich.
Zu Beginn des dritten Konfliktjahres appelliere ich an die Konfliktparteien, ihren Verpflichtungen von Dschidda nachzukommen und das humanitäre Völkerrecht einzuhalten. Ich fordere sie dazu auf, noch heute konkrete Schritte zu unternehmen, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Geschieht dies nicht, wird noch mehr Gewalt, noch mehr Tod, noch mehr Zerstörung verursacht und das kann sich der Sudan – und die Welt – nicht leisten.“
Über das IKRK
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist eine neutrale, unparteiische und unabhängige Organisation mit einem ausschliesslich humanitären Auftrag, der in den Genfer Abkommen von 1949 verankert ist. Es hilft Menschen auf der ganzen Welt, die von bewaffneten Konflikten und anderen Formen von Gewalt betroffen sind, und es bemüht sich nach Kräften, ihr Leben und ihre Würde zu schützen und ihre Leiden zu lindern. Dies geschieht häufig an der Seite seiner Rotkreuz- und Rothalbmondpartner.
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