Bericht

IKRK-TÄTIGKEITSBERICHT 2024

Der Bedarf an humanitärer Hilfe stieg auch 2024 weiter an. Das IKRK rief unermüdlich zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf und war dort im Einsatz, wo die Menschen am dringendsten Hilfe benötigten.
Tigray, Shire Hospital. A member of ICRC's physical rehabilitation team helps a patient practice walking with his prosthesis.

Die verheerenden Folgen einer zunehmenden Zahl bewaffneter Konflikte

Im Jahr 2024 leistete das IKRK humanitäre Hilfe für Millionen Menschen in mehr als 100 Ländern, und dies in einem komplexen und schwierigen Umfeld.

Rund 130 bewaffnete Konflikte auf der ganzen Welt waren im Gange – eine Zahl, die sich in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt hat. Die Menschen hatten mit mehrfachen und sich überschneidenden Krisen zu kämpfen. Der Bedarf an humanitärer Hilfe in den von bewaffneten Konflikten und anderen Gewaltsituation betroffenen Gebieten nahm weiter zu. Die fehlende Einhaltung des humanitären Völkerrechts (HVR) hatte einen inakzeptablen menschlichen Preis. Viele Konflikte dauern seit Jahrzehnten an, wodurch ganze Generationen im Zyklus von Gewalt und Traumatisierung gefangen sind. Die Eskalation der Kämpfe verstärkte das menschliche Leid noch zusätzlich.

Der besorgniserregende Anstieg des humanitären Bedarfs ist eine deutliche Mahnung daran, wie wichtig unser Mandat und unser Auftrag – ausgehend vom humanitären Völkerrecht – sowie unser neutraler, unparteiischer und unabhängiger Ansatz in der humanitären Arbeit sind. Wir setzten uns ohne Unterlass dafür ein, Bedürftige zu erreichen und mit den Parteien auf allen Seiten den Kontakt zu suchen, um die Zivilbevölkerung zu schützen und das HVR als gemeinsames weltweites Gut zu fördern
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Ecosec distribution in a Palestinian camp in Baalbek of hygiene kits, food parcels and blankets.
Alyona Synenko/ICRC

Das IKRK weltweit

2024 waren 17 990 Mitarbeitende des IKRK in 96 Delegationen und Einsätzen tätig. Sie deckten mehr als 100 Länder auf der ganzen Welt ab.

ICRC's ten largest operations in 2024

Die zehn grössten Einsätze (Ausgaben in Millionen CHF)

167,3

Ukraine

113,0

Israel und besetzte Gebiete

104,2

Arabische Republik Syrien

101,4

Jemen

96,1

Afghanistan

85,1

Demokratische Republik Kongo

71,6

Somalia

64,4

Äthiopien 

62,1

Südsudan 

56,1

Nigeria

Höhepunkte unserer Arbeit im Jahr 2024

Wir pflegten einen vertraulichen Dialog zu Konfliktparteien, um verstärkt darauf zu beharren, wie wichtig die Einhaltung ihrer Pflichten gemäss dem HVR ist. Dadurch können die Zivilbevölkerung und grundlegende Dienste vor Angriffen geschützt sowie der Zugang zu humanitärer Hilfe erleichtert werden. 

Auf der ganzen Welt spielten wir eine wesentliche Rolle als neutraler Vermittler, um getrennte Familienangehörige wieder zu vereinen, sicheres Geleit für Zivilpersonen und dringend benötigte medizinische Ausrüstung zu ermöglichen und die Bemühungen zur Aufklärung des Schicksals von Vermissten zu unterstützen.

Wir waren bestrebt, ein Umfeld zu fördern, in dem der Respekt für das menschliche Leben und die Menschenwürde hochgehalten werden. Dazu vermittelten wir unser Know-how im Bereich des humanitären Völkerrechts und setzten uns dafür ein, dass das HVR weltweit höchste Priorität erhält. Gemeinsam mit sechs Staaten lancierten wir die Globale Initiative zum HVR, die zum Ziel hat, dem politischen Willen rund um das HVR neuen Schwung zu verleihen und die Einhaltung des HVR innerhalb der internationalen Gemeinschaft zu stärken.

Wir erfassten mehr als 56 000 neue Suchanfragen von Personen, die nach ihren vermissten Angehörigen suchten. Das sind mehr als viermal so viel wie noch vor einem Jahrzehnt. Gemeinsam mit unseren Partnern aus der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung setzten wir uns unermüdlich dafür ein, Antworten für die Familien zu finden und ihren Schmerz zu lindern.

Wir besuchten 678 Haft- und Internierungsanstalten mit mehr als 737 000 Insassen, um einen Beitrag zur menschlichen Behandlung der Gefangenen zu leisten.

Wir unterstützten mehr als 700 Spitäler, viele davon in Konfliktgebieten. Die Zahl der Personen, die 2024 in vom IKRK unterstützten Spitälern infolge von Waffenverletzungen operiert werden mussten, stieg im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 %. Dies zeugt vom enormen menschlichen Preis der aktuellen Konflikte.

14 682

Schicksale oder Aufenthaltsorte von Vermissten konnten geklärt werden.

666

Personen (darunter 537 Kinder) wurden wieder mit ihren Familien vereint.

18 635

Gefangene und Internierte wurden durch das IKRK besucht und individuell betreut.

3 Millionen

Menschen wurden mit Nahrungsmitteln versorgt.

2,7 Millionen

Personen erhielten eine Einkommensunterstützung.

1 416

Gesundheitseinrichtungen wurden unterstützt.

125

Zentren für physische Rehabilitation erhielten Hilfe.

34,2 Millionen

Menschen erlangten Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie zu Wasser für die Bewässerung und den Haushaltsbedarf.

141

Spitäler und Einrichtungen für physische Rehabilitation wurden im Rahmen von IKRK-Bau- und Reparaturprojekten unterstützt.

Wertvolle Unterstützung durch Spenderinnen, Spender und Partner

Ein Grossteil unserer Arbeit war möglich, weil unsere Partner und Spenderinnen und Spender über 2,04 Milliarden Franken für unsere Einsätze zur Verfügung stellten. Davon wurden 1,78 Milliarden Franken für die Einsätze vor Ort aufgewendet und 262,3 Millionen Franken für den IKRK-Hauptsitz. Da 39 % der Gelder flexible Mittel waren, konnten wir zum richtigen Zeitpunkt dort helfen, wo die Not am grössten war.

90 % von Regierungen und der Europäischen Kommission

9 % aus privaten und öffentlichen Quellen

1 % von der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung

1 % von supranationalen und internationalen Institutionen

Wertvolle Unterstützung durch Spenderinnen, Spender und Partner

Weitere Highlights finden Sie in der Zusammenfassung des Tätigkeitsberichts 2024 (auf Englisch).

Der gesamte Tätigkeitsbericht 2024 (auf Englisch) steht in der IKRK-Online-Bibliothek zum Download bereit: