Aktuelle Informationen zur finanziellen Lage des IKRK
Aufgrund der in den nächsten zwei Jahren voraussichtlich rückläufigen internationalen humanitären Hilfsbudgets muss das IKRK seine Anstrengungen gezielter auf Programme und Orte ausrichten, wo es gemäss seinem Mandat, lebensrettende Hilfs- und Schutzdienste für Menschen in bewaffneten Konflikten und Situationen von Gewalt bereitzustellen, am meisten erreichen kann.
Update: 23. Mai
Am 30. März 2023 hat das Leitungsgremium des IKRK einen Plan für globale Kosteneinsparungen von 430 Mio. Schweizer Franken für den Zeitraum 2023 bis Anfang 2024 genehmigt. Es handelte sich um eine schwierige Entscheidung, da das wesentliche Ziel unseres Spendenaufrufs in Höhe von 2,8 Mrd. Schweizer Franken für das Jahr 2023 darin bestand, den betroffenen Menschen in etwa die gleichen humanitären Hilfsangebote machen zu können wie im vergangenen Jahr.
Wir zählen auf die Unterstützung unserer Geldgeber und schätzen diese sehr. Mit einem überarbeiteten Gesamtbudget von 2,4 Mrd. Schweizer Franken benötigt das IKRK in diesem Jahr weiterhin erhebliche finanzielle Unterstützung, um seine humanitären Einsätze zu finanzieren und dort sein zu können, wo es am meisten benötigt wird, um einen Unterschied im Leben von Dutzenden Millionen Menschen zu machen.
Der Plan für die Einsparung von Kosten im Jahr 2023 wird derzeit sowohl am Sitz des IKRK als auch in den Delegationen weltweit umgesetzt. Einige Details und Zeitpläne werden aktuell noch überarbeitet. Nachfolgend sind die wichtigsten Änderungen im Zusammenhang mit der Tätigkeit des IKRK weltweit aufgeführt:
- In den kommenden Monaten werden weltweit rund 1 800 Personen ihren Arbeitsplatz verlieren. Diese Zahl enthält keine anderen Mitarbeitenden, die im weiteren Verlauf des Jahres betroffen sein könnten, da weltweit weniger Stellen verfügbar sein werden bzw. für einige Stellen ein Einstellungsstopp verhängt wurde.
- 26 der derzeit 350 Standorte weltweit werden geschlossen und weitere erheblich verkleinert, und zwar möglichst dort, wo das Gebiet beispielsweise von einem anderen IKRK-Büro betreut werden kann oder wo die Aufgaben von anderen humanitären oder Entwicklungspartnern übernommen werden können. Die IKRK-Delegationen in Mauretanien, Malaysia und Griechenland werden im Laufe der Jahre 2023 und 2024 geschlossen. Darüber hinaus fahren wir unsere Präsenz in Dakar, Nairobi, Amman, Bangkok, Panama-Stadt und an 21 weiteren Standorten deutlich zurück; ferner wurden auch Kürzungen bei verschiedenen Programmen wie zum Beispiel der direkten Bargeldzuwendung vorgenommen.
Diese Änderungen spiegeln eine stärkere Ausrichtung auf die Kernaktivitäten des IKRK wider, darunter Programme in schwer zugänglichen Regionen, an den Frontlinien und in umkämpften Gebieten. Dazu gehören auch Massnahmen, die in direktem Zusammenhang mit unserem Mandat zur Förderung des humanitären Völkerrechts und zur Wahrung der Rechte von Menschen, die in bewaffneten Konflikten leben, stehen.
Unsere Priorität ist immer, den Menschen, die in bewaffneten Konflikten und Situationen von Gewalt leben, so effektiv und entschieden wie möglich zu helfen.
Was hat sich in unserem Finanzierungsumfeld verändert?
Das IKRK verfolgt einen bewährten und soliden finanziellen Ansatz im humanitären Sektor, in dessen Rahmen wir daran arbeiten, den humanitären Bedürfnissen vor Ort gerecht zu werden, wobei die Geldgeber gleichzeitig und in Gesprächen mit uns unsere Bemühungen finanzieren. Es ist nicht ungewöhnlich, dass das IKRK seine jährlichen Mittel Anfang Jahr noch nicht vollständig finanziert hat.
In diesem Jahr stehen wir vor zahlreichen, gleichzeitig auftretenden Herausforderungen. Erstens sind mehrere Zusagen zum Jahresende nicht auf dem von uns erwarteten Niveau eingegangen. Gleichzeitig waren unsere Kosten im vierten Quartal 2022 höher als erwartet, was zum Teil auf die Inflation zurückzuführen ist, während unsere Teams den Menschen in Not umfassende Hilfs- und Schutzmassnahmen zur Verfügung gestellt haben. Aufgrund dieser Faktoren haben wir 2023 mit dem Vortrag eines Defizits von rund 140 Mio. Schweizer Franken begonnen.
Gleichzeitig operieren wir in demselben finanziellen Umfeld wie der Rest des humanitären Sektors und sind daher von denselben schwierigen finanziellen und wirtschaftlichen Trends weltweit betroffen. Es erweist sich auch als immer schwieriger, nicht zweckgebundene Mittel zu beschaffen, was bedeutet, dass unsere Arbeit in vielen Krisensituationen unterfinanziert ist.
Wie wird der jährliche Spendenaufruf des IKRK kalkuliert?
Der jährliche Spendenaufruf des IKRK bildet das realistische Bestreben der Organisation ab, den humanitären Bedürfnissen weltweit gerecht zu werden. Dabei soll ein Gleichgewicht zwischen der nachweislichen Fähigkeit des IKRK, den betroffenen Bevölkerungsgruppen die benötigte Unterstützung bereitzustellen, und den finanziellen Zwängen, mit denen das IKRK und alle humanitären Akteure konfrontiert sind, hergestellt werden. Unser Aufruf 2023 in Höhe von 2,8 Mrd. Schweizer Franken war der bisher grösste seiner Art. Dennoch bedeutete er lediglich eine Steigerung von 0,3 % gegenüber den IKRK-Einsätzen 2022, einschliesslich der Ausweitung der Programme infolge der Eskalation des internationalen bewaffneten Konflikts zwischen Russland und der Ukraine. Hinter dieser moderaten Erhöhung verbergen sich die bereits vom IKRK getroffenen harten Entscheidungen, mit denen die prognostizierten zusätzlichen Inflationskosten von 160 Mio. Schweizer Franken in diesem Jahr absorbiert werden sollen.
Wie viele Menschen werden vom IKRK keine Hilfe und Unterstützung mehr erhalten?
Die erwarteten Änderungen werden in dem im Juni verfügbaren überarbeiteten jährlichen Spendenaufruf des IKRK dargelegt.
Worauf haben Angestellte, die ihren Arbeitsplatz verlieren, Anspruch?
Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um den betroffenen Mitarbeitenden zu helfen, und verpflichten uns, entsprechende soziale Massnahmen zu ergreifen, mit denen die Folgen eines Arbeitsplatzverlustes in der gesamten Organisation abgefedert werden.
Dieser Artikel wurde im Hinblick auf Klarheit und Genauigkeit aktualisiert.