Ein Mann in Dschabla im Gouvernement Latakia an einem vom Erdbeben betroffenen Ort. Foto: Omar Sanadiki/Associated Press

Erdbeben in Türkiye und Syrien: Hilfe wird dringend benötigt

Nothilfe für Syrien
Als am 6. Februar zwei verheerende Erdbeben den Süden von Türkiye und den Nordwesten von Syrien erschütterten, stürzten Tausende Gebäude in sich zusammen und Zehntausende Menschen starben.
Article 02. März 2023 Syrien Türkiye

„Angesichts des Anblicks von Familien – die meisten wurden schon mehrmals vertrieben –, die ihr Zuhause in der klirrenden Kälte verlassen und sich mitten in der Nacht auf den unsicheren Strassen in Sicherheit bringen mussten, fehlen einem die Worte."

Fabrizio Carboni
Regionaldirektor des IKRK für den Nahen und Mittleren Osten

Eine vom Konflikt erschütterte Region

Im Nordwesten Syriens traf das Erdbeben eine bereits seit zwölf Jahren vom Konflikt betroffene Region, was die humanitäre Krise weiter verschärft. Aktuell sind rund 90 % der 4,6 Mio. Menschen im Nordwesten Syriens auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Bereits vor dem Erdbeben war mehr als die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen zerstört, während der Konflikt in Syrien lebenswichtige Güter wie Nahrungsmittel, Medikamente und Brennstoffe für viele unerschwinglich gemacht hat.

Unlängst haben sich bei einem tödlichen Cholera-Ausbruch mehr als 85 000 Menschen, die keinen Zugang zu einer grundlegenden Versorgung oder anderen Dienstleistungen haben, infiziert. Die Wasserversorgung des Landes hat sich um 30 bis 40 % verringert.

Der Konflikt hat auch viele Familien – mehr als die Hälfte der Bevölkerung –, dazu gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Viele kämpfen in provisorischen Lagern und unter erbärmlichen Lebensbedingungen um ihr Überleben.

Nach dem Erdbeben haben nun selbst diejenigen, die ein dauerhaftes Zuhause hatten, keinen Zufluchtsort mehr.

Aleppo, Syrien. Das Personal des IKRK begutachtet die Bedürfnisse der Menschen, die nach dem Erdbeben Zuflucht in einer Moschee gesucht haben.
Aleppo, Syrien. Das Personal des IKRK begutachtet die Bedürfnisse der Menschen, die nach dem Erdbeben Zuflucht in einer Moschee gesucht haben. K. Khasaia/IKRK

Einsatz des IKRK

Das IKRK leistet seit 1967 lebensrettende Hilfe für die Menschen in Syrien und hat angesichts des nach dem verheerenden Erdbeben wachsenden und dringenden humanitären Bedarfs im Nordwesten Syriens seinen Einsatz ausgeweitet. Es arbeitet mit der Türkischen Rothalbmondgesellschaft (Kizilay) und dem Syrisch-Arabischen Roten Halbmond (SARC) zusammen, deren Freiwillige als Erstversorger im Einsatz stehen und gleichzeitig selbst Opfer sind.

So haben wir bislang geholfen:

NOTHILFE
  • Wir haben Teams nach Aleppo, Latakia und Tartus entsandt, um die humanitäre Lage zu erfassen und dringende, lebensrettende Hilfe für die Menschen in Not zu leisten.
  • In Aleppo, Latakia und Hama wurden Hilfsgüter an betroffene Familien verteilt, darunter 115 000 Flaschen Wasser, Konserven, 1 000 Hygienesets und 5 000 Matratzen für mehr als 30 000 betroffene Menschen.

MEDIZINISCHE VERSORGUNG

  • Medikamente, chirurgisches Material und Ausrüstung wurden an sechs Spitäler in Aleppo, Latakia und Hama gespendet.
  • Wir unterstützen mobile SARC-Gesundheitseinheiten, um grundlegende Gesundheitsleistungen bzw. Erste Hilfe für Menschen in Sammelunterkünften in Aleppo, Latakia und Hama zu ermöglichen.
  • Weiterhin helfen wir SARC-Teams in Aleppo und Hama beim Verteilen von Broschüren und Postern, um Hilfestellung im Umgang mit traumatischen Ereignissen zu verbreiten.
    Die oben genannten Massnahmen kommen bisher mehr als 34 000 Menschen zugute.

UNTERSTÜTZUNG IM BEREICH WASSER/UNTERKUNFT

  • In Aleppo haben wir 24 Notunterkünfte instand gesetzt, in denen betroffene Familien Unterkunft gefunden haben. In Latakia wurden zehn Unterkünfte instand gesetzt.
  • Um die Bedürfnisse der in sechs Notunterkünften in Aleppo lebenden Familien zu decken, wurde ein dringend benötigter Wassertransport (35 000 m3) eingerichtet.
  • 60 000 Thermodecken, 30 000 Schlafsäcke und 5 000 Familienzelte sowie grössere Mehrzweckzelte wurden bereitgestellt, um den Einsatz unserer Partnergesellschaft in Türkiye zu unterstützen.
  • Ausserdem wurden Generatoren an drei Bäckereien in den betroffenen Gebieten in Latakia gespendet, mit denen diese Brot für rund 200 000 Menschen backen können. 

Darüber hinaus schicken wir fortlaufend medizinische Ausrüstung und kritische Hilfsgüter, um die Bedürfnisse Tausender weiterer Familien zu decken, die bei den Erdbeben ihr Zuhause verloren haben.

Mittelfristige Hilfe für die Menschen

Das IKRK plant folgende Massnahmen, um den Menschen dabei zu helfen, die kommenden Wochen zu überstehen:

  • Ausgabe von Bargeld an bis zu 40 000 Haushalte, um ihnen zu helfen, ihre Grundbedürfnisse zu decken.
  • Unterstützung von Spitälern mit chirurgischem Know-how und medizinischer Ausrüstung, um die kontinuierliche Durchführung lebensrettender Operationen zu gewährleisten.
  • Durchführung von Sitzungen zu psychischer Gesundheit, um 10 000 Kindern zu helfen, mit den psychischen Auswirkungen der Katastrophe umzugehen.
  • Unterstützung für voneinander getrennte Familien, Kontakt mit ihren Angehörigen aufzunehmen (im Rahmen des Programms zur Zusammenführung getrennter Familien).

 

Ihre Unterstützung ist entscheidend:

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Nachhaltige Unterstützung ermöglichen

Wir werden unsere Nothilfemassnahmen in den nächsten Monaten nicht einstellen, sondern unsere Anstrengungen fortsetzen, um schutzbedürftigen Menschen in Syrien zu helfen, in Zukunft für ihren Lebensunterhalt aufkommen zu können. Dafür planen wir folgende Massnahmen:

  • Ausgabe von Bargeld und Unterstützung für eine langfristige Sicherung der Existenzgrundlage.
  • Unterstützung der Gesundheitsversorgung und Ausbau des Angebots an physischen Rehabilitationsleistungen für Menschen mit einer Behinderung.
  • Instandsetzung beschädigter Schulen, damit Kinder Zugang zu Bildung erhalten.

Wie Sie den betroffenen Menschen helfen können

Nach zwölf langen Jahren des Konflikts ist der Bedarf an humanitärer Hilfe in Syrien heute so hoch wie nie zuvor. Die verheerenden Erdbeben haben die Lage dramatisch verschärft, die Menschen sind jetzt auf dringende Unterstützung angewiesen.

Mit Ihrer Spende können wir vor Ort umfassende humanitäre Hilfe bereitstellen und den betroffenen Menschen so ermöglichen, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Bitte unterstützen Sie unseren Nothilfeeinsatz noch heute mit einer Spende - Herzlichen Dank!

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