Resilienz inmitten grosser Verluste und immensen Leids: die ersten sechs Monate des Jahres 2023 in Bildern

Resilienz inmitten grosser Verluste und immensen Leids: die ersten sechs Monate des Jahres 2023 in Bildern

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Vom verheerenden Erdbeben in Türkiye und in Syrien über den internationalen bewaffneten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine bis zum Ausbruch der Kämpfe im Sudan: In der ersten Hälfte des Jahres 2023 stieg der Bedarf an humanitärer Hilfe auf der ganzen Welt deutlich.

Gemeinsam mit unseren Partnern aus der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung waren unsere Teams in Konflikten und Krisen an vorderster Front im Einsatz. Sie leisteten lebensrettende Nothilfe und setzten sich dafür ein, dass die Konfliktparteien das humanitäre Völkerrecht respektieren. Die nachfolgenden Bilder geben einen Einblick in unsere Arbeit und zeugen von der unglaublichen Widerstandskraft, welche die Menschen im Angesicht von riesigem Leid und grossem Verlust bewiesen haben.

Jemen: überwältigende Freude über die Rückkehr von Gefangenen

Mitte April gelang es uns auf Antrag der Konfliktparteien im Jemen, als neutrale Vermittlerin die Freilassung und Rückführung von 973 Personen zu erwirken, die im Zusammenhang mit dem Konflikt interniert worden waren.

Yasser, einer der Freigelassenen, konnte seine Freude kaum zurückhalten und das merkte man auch, als er erstmals seit mehr als einem Jahr wieder am Telefon mit seiner Mutter sprechen konnte: „Mutter, ich bin am Flughafen! In einer halben Stunde steige ich ins Flugzeug. Ich komme nach Sanaa!"

Türkiye/Syrien: tödliches Erdbeben verschärft die humanitäre Krise

Die Menschen in Syrien durchleben seit mehr als 12 Jahren einen verlustreichen bewaffneten Konflikt. Anfang dieses Jahres kam weiteres Leid durch ein verheerendes Erdbeben hinzu. Es hinterliess ein Bild der Zerstörung: Tausende Gebäude stürzten ein und Zehntausende Menschen verloren ihr Leben. Suliman, der auf dem nachstehenden Bild zu sehen ist, verlor seinen jüngeren Bruder auf tragische Weise durch das zerstörerische Beben.

Unser Team in Syrien brachte den Überlebenden des Erdbebens humanitäre Hilfe. Mehr als 30 000 Personen erhielten Lebensmittelkonserven und andere Hilfsgüter, darunter Decken, Matratzen, Solarlampen, Hygienesets und Küchenutensilien, in Gemeinschaftsunterkünften in Aleppo, Latakia und Hama.

Konflikt im Sudan: Erleichterung inmitten der Verzweiflung

Inmitten schwerer Kämpfe, die Khartum während vieler aufreibender Wochen heimsuchten, brachte der 7. Juni 2023 einen Schimmer der Hoffnung mit der erfolgreichen Evakuierung von 300 Kindern und 71 Betreuerinnen und Betreuern aus dem Waisenhaus Mygoma. Ihr Ziel war das rund 200 km entfernt gelegene Wad Madani.

Es herrschte eine allgemeine Erleichterung, denn die Evakuierten wussten, dass sie sich nun auf dem Weg in die Sicherheit befanden und den Gefechtslärm endlich hinter sich lassen konnten. Dennoch war die Situation von Trauer getrübt, da die Betreuenden und weitere Mitarbeitende ihr Zuhause und das, was sie jahrelang aufgebaut hatten, zurückliessen, ohne zu wissen, was auf sie zukommen würde.

Seit Ausbruch der Kämpfe wurden Tausende innerhalb des Landes vertrieben, und Zehntausende fanden in Nachbarländern Zuflucht – Südsudan, Äthiopien, Ägypten, im Tschad und in der Zentralafrikanische Republik. Auf nachstehendem Foto begeben sich Patienten an Bord eines IKRK-Fluges, der durch den Krieg verletzte Zivilpersonen aus dem an der sudanesischen Grenze gelegenen Adré im Tschad nach N'Djamena bringen soll. Patienten, die eine Kiefer- oder Gehirnoperation benötigten, konnten nach Tagen der Sorge und Ungewissheit endlich behandelt werden.

Internationaler bewaffneter Konflikt zwischen Russland und der Ukraine

Die jüngste Zunahme der Militäroperationen im internationalen bewaffneten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sowie die Zerstörung des Staudamms von Nowa Kachowka führten zu zusätzlichen Bedrohungen, insbesondere für die Menschen auf beiden Seiten unmittelbar hinter der Front. Wir waren vor Ort und unterstützten diejenigen, die unsere Hilfe benötigten.

Vom ersten Tag der Überflutung an arbeiteten wir Hand in Hand mit der ukrainischen Rotkreuzgesellschaft und den Behörden, um auf die auftretenden Bedürfnisse einzugehen. Dabei konzentrierten wir uns insbesondere auf den Zugang zu Trinkwasser und die Minensicherheit. Die Nothilfe umfasste die Verteilung von mehreren Tonnen Chlorlösung, leistungsfähigen Wasserpumpen und Tanks, Tausenden Kanistern sowie Lebensmitteln und medizinischen Gütern.

Ausserdem arbeitet das IKRK gemeinsam mit seinen Rotkreuzpartnern und anderen humanitären Akteuren und den regionalen und lokalen Behörden derzeit daran, die längerfristigen Bedürfnisse abzuschätzen und zu berücksichtigen. Wir haben bereits angefangen, die Menschen flussaufwärts zu unterstützen, damit sie kurzfristige Bewältigungsstrategien entwickeln können, und wir werden den Behörden helfen, an bestimmten Orten alternative Wasserquellen zu erschliessen.

Auf dem Weg zu mehr Eigenständigkeit in Afghanistan

In Afghanistan haben der jahrzehntelange bewaffnete Konflikt, die schrumpfenden Einkommen, schlechte berufliche Aussichten und die bittere Realität des Klimawandels untragbare Auswirkungen auf die Familien, die um ihr Überleben kämpfen. Zwischen Januar und Juni 2023 unterstützten wir mehr als 28 000 Menschen mit Bargeldzuschüssen zur Deckung ihrer grundlegendsten Bedürfnisse. Zudem schufen wir für über 3000 Personen Einkommensmöglichkeiten mittels Cash-for-Work-Initiativen (direkte Entschädigung für geleistete Arbeit), damit sie ein lebenswichtiges Einkommen erwirtschaften und ihre Existenzgrundlage bewahren konnten.

Mexiko: den Menschen helfen, den Verbleib ihrer vermissten Angehörigen aufzuklären

Das weltweite Rotkreuz- und Rothalbmondnetzwerk setzt sich seit mehr als 150 Jahren dafür ein, das Schicksal von Vermissten aufzuklären. Aufgrund ihrer Nähe zur Bevölkerung spielen die Mitarbeitenden und Freiwilligen der nationalen Gesellschaften mit Unterstützung des IKRK häufig eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Familien bei der Suche nach vermissten oder von ihnen getrennten Angehörigen zu unterstützen.

Olga Blanca Mondragón spricht mit einer IKRK-Mitarbeiterin über ihren Ehemann, Lenin Bladimir Castañón Rodríguez, der am Dienstag, 9. Juli 2019, in Chilpancingo verschwand. Seine Leiche wurde gefunden und konnte wenige Tage, nachdem dieses Bild aufgenommen wurde, der Familie übergeben werden.

Verteilung von Lebensmitteln in Kolumbien

Jahrzehnte des Konflikts haben in Kolumbien 8,8 Millionen Opfer gefordert. Zu den dringenden humanitären Herausforderungen gehören die Hilfe für die von der Gewalt betroffenen Gemeinschaften und die Angehörigen von Vermissten sowie das Engagement für den Schutz der Migrantinnen und Migranten.

In der ländlichen Region Chocó verteilten wir 700 unverderbliche Nahrungsmittelpakete an sechs afrokolumbianische Gemeinschaften, die ihre Dörfer aufgrund der Gewalt nicht mehr verlassen konnten. Nach einer dreitägigen Reise auf den beiden Flüssen Cajón und Taparal erreichten wir die ländlichen Gemeinden Sipí und Nóvita und brachten 986 Menschen Pakete, wodurch sie nun über Grundnahrungsmittel für ihre Mahlzeiten verfügen.

Unterstützung für Überlebende sexueller Gewalt in Tigray

Obwohl sexuelle Gewalt völkerrechtlich untersagt ist, ist diese Praxis während bewaffneten Konflikten und in anderen Situationen der Gewalt noch immer weit verbreitet. In Tigray unterzeichneten wir eine Absichtserklärung mit der tigrinischen Frauenvereinigung, die ein Frauenhaus für Überlebende sexueller Gewalt betreibt. Wir übernehmen die laufenden Kosten und leisten materielle Unterstützung durch die Bereitstellung von Hygienekits speziell für Frauen, Bettzeug, Möbeln, Freizeitmaterial für Mütter und Kinder, Reinigungsartikeln und anderen grundlegenden Gütern. Ausserdem sorgen wir für die Verfügbarkeit von Family-Links-Diensten innerhalb des Frauenhauses, um die Frauen nicht weiter zu gefährden.

Hilfe für Gefangene in Somalia

Als die muslimische Gemeinschaft auf der ganzen Welt den heiligen Monat Ramadan begann, konnten sich auch Gefangene in Somalia daran beteiligen. Fast 4000 Insassen in 12 Haftanstalten im ganzen Land erhielten zu dieser Gelegenheit Lebensmittel für die Zubereitung des traditionellen Gerichts des Fastenbrechens, den Iftar, darunter Ziegen, Datteln, Linsen, Milch, Zucker, verschiedene Gewürze, Öl zum Kochen, Tomatenpüree und Teeblätter.

Einige Gefangene sind hier bei einem Gesellschaftsspiel abgebildet. Domino und Kartenspiele sind beliebte Beschäftigungen, um sich die Zeit im Gefängnis zu vertreiben.

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