Updates über den Einsatz in Äthiopien: Reaktion auf die steigenden humanitären Bedürfnisse inmitten einer immer schwierigeren Sicherheitslage

Updates über den Einsatz in Äthiopien: Reaktion auf die steigenden humanitären Bedürfnisse inmitten einer immer schwierigeren Sicherheitslage

Für Hunderttausende Vertriebene im Norden Äthiopiens verschärft sich aufgrund der heftiger werdenden Kämpfe die Notlage. Gleichzeitig wird der Zugang zu lebenswichtiger humanitärer Hilfe infolge der unklaren Frontlinien und einer sich massiv verschlechterten Sicherheitslage immer schwieriger.
Article 24. November 2021 Äthiopien

In den Regionen Amhara und Afar sind immer mehr vertriebene Menschen auf dringende Nothilfe angewiesen. Tausende Menschen kommen mit nichts als der Kleidung an ihrem Leib in den Städten an. Sie schlafen in überfüllten Unterkünften, Schulen oder unter freiem Himmel und sind abhängig von der Unterstützung der aufnehmenden Gemeinden, die selbst mit akuter Wasser-, Nahrungsmittel- und Stromknappheit zu kämpfen haben.

„Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, um einige der dringensten humanitären Bedürfnisse zu erfüllen", sagt Nicolas von Arx, Leiter der IKRK-Delegation in Addis Abeba. „In einigen der besonders schwer zugänglichen Gegenden sind wir zusammen mit dem Äthiopischen Roten Kreuz oft die Einzigen, die den Betroffenen zu Hilfe kommen. Gleichzeitig übersteigen die Bedürfnisse die Kapazitäten humanitärer Organisationen, entsprechend zu reagieren. Da sich die Frontlinien verschieben, passen wir unsere Einsätze kontinuierlich an, um diese Gegenden in Absprache mit den regionalen und lokalen Interessenträgern zu erreichen. Wir achten auch sorgfältig darauf, die Sicherheit unserer Teams zu gewährleisten und prüfen regelmässig die Bilanz unserer Einsätze."

Der Konflikt hat Familien auseinandergerissen, und viele sind ohne jede Nachricht darüber, was mit ihren Verwandten passiert sein könnte. „Solange die Menschen nicht wissen, wie es ihren Liebsten geht, verbringen sie oftmals schlaflose Nächte", erklärt Assefa, ein freiwilliger Helfer des Äthiopischen Roten Kreuzes.

Die Gesundheitsversorgung in und um Konfliktzonen steht unter enormem Druck. Medizinisches Personal begibt sich selbst in dieser Situation in immer grössere Gefahr. Doch eine entwurztelte und geschwächte Bevölkerung ist abhängig von medizinischer Versorgung, auch für Konflikt-verursachte Verletzungen. So ist in manchen gegenden die Versorgung beinahe zusammengebrochen.

In Tigray können aktuell fast keine Einsätze mehr durchgeführt werden; die Vorräte sind aufgebraucht und seit Wochen konnten keine Hilfsgüter mehr in die Gegend gebracht werden. Die Herausforderungen sind nicht mehr nur, Treibstoff und Bargeld für Einsätze nach Tigray zu bringen, sondern auch Einsätze angemessen im Sinne der betroffenen Bevölkerung durchzuführen.

Während seines Besuchs in Äthiopien im letzten Monat unterstrich IKRK-Präsident Peter Maurer, dass „die Zivilbevölkerung selbst mitten in den heftigsten Kampfhandlungen verschont und für sie gesorgt werden müsse und dass alle Konfliktparteien das humanitäre Völkerrecht respektieren müssten." Mit der Zunahme der Kämpfe bleibt dies eine wichtige Botschaft.

Allen herausforderungen und der sich verschlechternden Sicherheitslage zum Trotz hält das IKRK seine Einsätze in Äthiopien aufrecht, um im Norden und in anderen Teilen des Landes die dringend benötigte Unterstützung zu den Menschen zu bringen und Familien zu helfen, wieder zusammen zu finden.
Seit Anfang Oktober hat das IKRK:

  • 312 000 Menschen im ganzen Land und insbesondere im Norden mit Haushaltsgütern, Unterkunft und Bargeld versorgt.
  • medizinische Vorräte und Ausrüstung zur Behandlung von 1 300 Verwundeten an fünf Krankenhäuser gespendet.
  • Nahrungsmittel an über 8 000 benachteiligte Menschen in Tigray, darunter Häftlinge, Kinder, Schwangere, stillende Mütter, Menschen mit Behinderung und medizinisches Personal, verteilt.
  • den Zugang zu sauberem Wasser für 68 000 Menschen in Tigray und 70 000 Menschen in Amhara verbessert.
  • über 12 000 Menschen geholfen, Kontakt zu Familienangehörigen wiederherzustellen bzw. aufrechtzuerhalten, indem der Austausch von Nachrichten zwischen Familienmitgliedern ermöglicht wurde.

Für weitere Informationen:
Fatima Sator, IKRK Addis Ababa, fsator@icrc.org M. +251944101700
Alyona Synenko, IKRK Nairobi, asynenko@icrc.org M. +254716897265