Medienmitteilung

IKRK konzentriert sich angesichts zunehmender Konflikte und finanzieller Einschränkungen auf seine Feldeinsätze

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Genf (IKRK) – Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) leitet angesichts der schwierigen Finanzlage im Bereich der humanitären Hilfe zusätzliche Schritte ein, um sein Budget zu konsolidieren. Die Organisation wird sich fortan auf die Hilfe für diejenigen konzentrieren, die am stärksten von den Konflikten auf der ganzen Welt betroffen sind.

Diese Ankündigung folgt auf die Annahme des Budgets der Organisation für 2026 in Höhe von 1,8 Milliarden CHF, eine Kürzung um 17 % im Vergleich zu 2025, durch die IKRK-Versammlung. Die Kosteneinsparungen sind eine Reaktion auf die abnehmenden Spendenbeiträge für humanitäre Hilfe – obwohl die Zahl der Konflikte weltweit zunimmt.

„Wir sind derzeit mit einem gefährlichen Zusammentreffen eskalierender bewaffneter Konflikte, umfassender Kürzungen der Hilfszahlungen sowie einer systemischen Toleranz für schwere Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht (HVR) konfrontiert“, erklärte IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric. „Das IKRK wird seine Arbeit an den Fronten der Konflikte, dort, wo nur wenige andere Zugang haben, fortsetzen. Doch die finanzielle Realität zwingt uns, schwierige Entscheidungen zu treffen, um weiterhin kritische humanitäre Hilfe für diejenigen leisten zu können, die diese Hilfe am dringendsten benötigen.“

„Während die Verteidigungsetats in die Höhe schnellen, müssen die Staaten auch mehr Anstrengungen und Ressourcen für die Prävention von Konflikten, die Verteidigung des humanitären Völkerrechts und die Bereitstellung humanitärer Hilfe aufwenden“, fügte sie hinzu. „Geschieht dies nicht, laufen wir Gefahr, dass die Welt immer mehr und immer stärker leidet.“

Das IKRK wird sich weiterhin dafür einsetzen, Menschen, die von bewaffneten Konflikten betroffen sind, zu schützen und ihnen beizustehen. Damit dies möglich bleibt, leitet die Organisation verschiedene Schritte ein, um effizienter zu werden, ihre Einsätze zu straffen und ihre Spenderbasis zu diversifizieren. Dazu gehört auch ein Ausbau der Kontaktarbeit mit nicht-herkömmlichen Geldgebern.

Die Ausrichtung der für 2026 verfügbaren Ressourcen an den Kernprioritäten des IKRK zieht einen Rückgang von rund 2900 budgetierten Stellen* innerhalb der gesamten Organisation nach sich, wobei die Erhaltung der Einsätze vor Ort im Zentrum steht. Etwa ein Drittel der Kürzungen werden durch freiwillige Abgänge und Positionen erreicht, die nicht neu besetzt werden.

Das Budget des IKRK für 2026 legt den Schwerpunkt auf die Wahrung der Präsenz in den kritischsten Konfliktgebieten, darunter im Sudan, in Israel und den besetzten Gebieten, in der Ukraine und in der Demokratischen Republik Kongo. Das vergangene Jahr hat erneut gezeigt, welch entscheidende Rolle das IKRK als neutraler Vermittler in diesen Konflikten spielt, wie einzigartig seine Fähigkeit ist, die Zivilbevölkerung an den Fronten zu erreichen, und wie wichtig ein fortgesetzter Einsatz für die Einhaltung des humanitären Völkerrechts ist.

Mit über 130 aktiven bewaffneten Konflikten weltweit, von denen viele seit mehr als einem Jahrzehnt andauern, überstiegen die humanitären Bedürfnisse bereits zuvor die verfügbaren Ressourcen. Jegliche Mittelkürzungen reduzieren die Hilfeleistungen für Menschen, die darauf angewiesen sind, noch weiter.

„Die humanitären Hilfsgelder können noch so hoch sein, sie werden nie an die Intensität, die Dauer und das Ausmass der heutigen Konflikte herankommen“, erläuterte Mirjana Spoljaric. „Die Staaten müssen dringend handeln, um Konflikte zu verhindern und zu beenden, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten und sicherzustellen, dass humanitäre Organisationen wie das IKRK weiterhin Leben retten und Leiden lindern können.“

Hinweis für Redaktionen:

*Ein Vollzeitäquivalent (VZÄ) entspricht einem 100 %-Pensum für ein volles Jahr. Arbeitet jemand zum Beispiel 50 % oder beginnt eine 100 %-Stelle am 1. Juli, zählt das als 0,5 VZÄ. Dies bedeutet, dass die angegebene Zahl möglicherweise von der tatsächlichen Anzahl Mitarbeitenden, die direkt von dem Stellenabbau betroffen sind, abweicht. Die Zahl der betroffenen Personen wird in den nächsten Monaten schwanken, abhängig von intern frei werdenden Stellen und den aktuellen operativen Anforderungen.

Über das IKRK

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist eine neutrale, unparteiische und unabhängige Organisation mit einem ausschliesslich humanitären Auftrag, der in den Genfer Abkommen von 1949 verankert ist. Es hilft Menschen auf der ganzen Welt, die von bewaffneten Konflikten und anderen Formen von Gewalt betroffen sind, und es bemüht sich nach Kräften, ihr Leben und ihre Würde zu schützen und ihre Leiden zu lindern. Dies geschieht häufig an der Seite seiner Rotkreuz- und Rothalbmondpartner.

Weitere Informationen:

IKRK Genf, Tel.: +41 22 730 34 43, E-Mail: press@icrc.org