Medienmitteilung

Syrien: „Weg zum Frieden ist fragil“ warnt IKRK-Präsidentin und ruft die Weltgemeinschaft auf, das Land an diesem historischen Scheideweg nicht im Stich zu lassen

Syria - Qamishli - WatHab - Qamishli power substation

Brüssel (IKRK) – An der 9. Brüsseler Syrien-Konferenz warnte die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Mirjana Spoljaric, dass Syriens Weg zum Frieden weiterhin fragil sei. Sie rief die Weltgemeinschaft auf, das Land zu diesem entscheidenden Zeitpunkt nicht im Stich zu lassen und die Unterstützung auszuweiten, damit sich das syrische Volk erholen und das Land wiederaufbauen kann.

„Syrien steht an einem historischen Scheideweg“, erklärte die IKRK-Präsidentin. „Frieden ist möglich. Wir haben ein gemeinsames Interesse daran und eine geteilte Verantwortung, Syrien zu helfen, den Weg aus dem zerstörerischen Abgrund des Krieges herauszufinden. Dieses Ziel ist erreichbar, aber es erfordert ein erneuertes Engagement durch die syrische Führung zur Einhaltung des Völkerrechts, ergänzt um eine langfristige Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft.“

Vierzehn Jahre des bewaffneten Konflikts hatten verheerende Folgen für die Zivilbevölkerung. Die meisten Menschen in Syrien leben heute unterhalb der Armutsgrenze und sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Grundlegende Infrastruktur wie die Wasser- und Stromversorgung drohen komplett zusammenzubrechen, da weite Landstriche mit nicht explodierten Kampfmitteln übersät sind. Zehntausende Familien suchen noch immer nach vermissten Angehörigen.

„Die Familien der Vermissten werden weiterhin mit einem ungelösten Trauma leben müssen, wenn wir nicht gemeinsam daran arbeiten, ihnen Antworten zu geben“, erklärte Mirjana Spoljaric. „Die Aufgabe, die vor uns liegt, ist riesig, aber wir müssen unser Engagement für die Familien entschlossen aufrechterhalten. Die Antworten, nach denen sie suchen, sind entscheidend für die Heilung und Versöhnung Syriens.“

Derzeit zählt das IKRK rund 30 000 ungelöste Vermisstenfälle in Syrien. Mehr als 2000 davon sind Personen, die zum Zeitpunkt ihres Verschwindens Kinder unter 16 Jahren waren. Die tatsächliche Zahl der Vermissten ist noch viel höher. Bei der Identifizierung der Verstorbenen wurden zwar bereits einige Fortschritte erzielt, nicht zuletzt im Saidnaja-Gefängnis. Diese Arbeit wird jedoch weiterhin und über Jahre hinweg bedeutende lokale, nationale und internationale Ressourcen erfordern.

Viele Regierungen reduzieren derzeit ihre Budgets für Entwicklungshilfe im Ausland deutlich. Angesichts dessen betonte die IKRK-Präsidentin, wie wichtig der laufende internationale Einsatz für Syrien ist: „Es wäre ein Fehler, jetzt Ressourcen aus Syrien abzuziehen. Die humanitäre Hilfe bleibt ein Rettungsanker, auf den Millionen Syrerinnen und Syrer angewiesen sind. Wenn sie diese Hilfe nun verlieren, wird dies ihr Leid noch verstärken und die Erholung des Landes hinauszögern.“

Zudem betonte Mirjana Spoljaric, dass die Staaten ihre Sanktionspolitik und die Restriktionsmassnahmen regelmässig überprüfen sollten, um die humanitäre Hilfe und die Bereitstellung lebenswichtiger Dienste weiter zu erleichtern.

Das IKRK ist seit 1967 in Syrien tätig. Es setzt sich dafür ein, durch den Konflikt getrennte Angehörige zu vereinen, es besucht Gefängnisse und fördert die Einhaltung des humanitären Völkerrechts. Das IKRK arbeitet eng mit dem Syrisch-Arabischen Roten Halbmond zusammen, um grundlegende Dienste wie das Gesundheitswesen, die Wasser- und die Stromversorgung zu unterstützen, Nothilfe für Bedürftige zu leisten und die Gefahren nicht explodierter Kampfmittelrückstände zu reduzieren.

Zudem unterstützte das IKRK den Syrisch-Arabischen Roten Halbmond und die Gesundheitsbehörden bei der Bewältigung des Andrangs angesichts der jüngsten Gewaltausschreitungen entlang der syrischen Küste. Es half mit, Verletzte zu evakuieren, unterstützte Gesundheitseinrichtungen mit Ausrüstung, ermöglichte den Transport von Verstorbenen in ein Spital und die Verteilung von Nothilfe wie Wasser und Nahrung an diejenigen, die aus ihrem Zuhause vertrieben wurden.

Über das IKRK

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist eine neutrale, unparteiische und unabhängige Organisation mit einem ausschliesslich humanitären Auftrag, der in den Genfer Abkommen von 1949 verankert ist. Es hilft Menschen auf der ganzen Welt, die von bewaffneten Konflikten und anderen Formen von Gewalt betroffen sind, und es bemüht sich nach Kräften, ihr Leben und ihre Würde zu schützen und ihre Leiden zu lindern. Dies geschieht häufig an der Seite seiner Rotkreuz- und Rothalbmondpartner.

Weitere Informationen:


Janet Craven, IKRK Brüssel: jcraven@icrc.org, +32 492 462 773

Hachem Osseiran, IKRK Dubai: hosseiran@icrc.org, +971 504 254 91

Suhair Zakkout, IKRK Damaskus: szakkout@icrc.org, +963 930 336 718