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Schlimmster Cholera-Ausbruch seit Jahren und durch Krieg zerstörte Infrastruktur im Sudan

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Khartum/Genf, 17. September 2025 – Mitten im verheerenden Konflikt im Sudan, der bereits Zehntausende Opfer gefordert und Millionen Menschen vertrieben hat, breitet sich eine weitere Krise aus: der schlimmste Cholera-Ausbruch im Land seit Jahren.

Laut dem sudanesischen Gesundheitsministerium hat die Cholera über 2 500 Todesfälle verursacht, wobei landesweit mehr als 100 000 Verdachtsfälle registriert wurden. IKRK-Teams vor Ort warnen, dass die Krankheit sich rasch ausbreitet, während wichtige Infrastruktur im seit über zwei Jahren andauernden bewaffneten Konflikt schwer beschädigt oder zerstört wurde.

„Der Sudan kämpft mit dem schlimmsten Cholera-Ausbruch der letzten Jahre“, erklärte José Luis Pozo, operativer Leiter des IKRK im Sudan. „Diese Situation tritt inmitten eines verheerenden Konflikts auf, der Infrastruktur zerstört und Millionen Menschen von sauberem Wasser, Gesundheitsversorgung und anderen wichtigen Dienstleistungen abgeschnitten hat.“

José Luis Pozo, head of operations of the ICRC in Sudan

Anfälliges Gesundheitssystem am Rande des Zusammenbruchs

Schätzungsweise 80 % der Gesundheitseinrichtungen in den vom Konflikt betroffenen Gebieten sind nicht mehr in Betrieb. Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal in Einrichtungen wie dem al-Dschazira East Hospital in Al Bashraga, im Bundesstaat al-Dschazira, behandeln Cholera-Patientinnen und -Patienten, versorgen sie mit oralen Rehydrationslösungen und in den schlimmsten Fällen mit Flüssigkeitsinfusionen.

In einem bereits überlasteten Gesundheitssystem ist dieser Ausbruch für das Gesundheitspersonal eine zusätzliche Bürde. „Aufgrund der Zahl der Menschen mit Durchfallerkrankungen steigt der Druck auf das Personal des Gesundheitszentrums definitiv, doch wir setzen alles daran, die Effizienz und die Aufnahmekapazität des Zentrums zu erhöhen“, so Abbas Mubarak, stellvertretender Direktor für gesundheitliche Notfälle und Epidemiekontrolle im Bundesstaat Qadarif.

Für Patientinnen und Patienten wie Mutasim Azhari, der mit schwerer Dehydration und Magenschmerzen ins Spital eingeliefert wurde, ist die Erfahrung beängstigend. „Ich wurde gemeinsam mit meinem Bruder im Zentrum für Cholerabehandlung aufgenommen. Sie haben alles getan, um mich zu pflegen. Ich habe mich zum ersten Mal mit Cholera angesteckt. Da ich die Krankheit kannte, hatte ich grosse Angst“, sagte er.

Sudan-Cholera

Mutasim Azhari, ein Einwohner von Al Bashraga im Bundesstaat Al Jazeera, ruht sich zu Hause auf seinem Bett aus.

Reaktion des IKRK in besonders schwer betroffenen Gegenden

Das IKRK konzentriert seine Nothilfe auf die Bundesstaaten Chartum, Qadarif, Nord-Darfur, Ost-Darfur und Sannar, wo die Folgen von Cholera und gleichzeitiger Unterernährung am schlimmsten sind. Bisher hat die Unterstützung des IKRK für Gesundheitszentren und Nothilfeteams die Behandlung von beinahe 18 000 Patientinnen und Patienten ermöglicht und die Früherkennung von neuen Fällen verbessert.

In Nord-Darfur leistete das IKRK beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Sudanesischen Roten Halbmond und den örtlichen Gesundheitsbehörden wichtige Hilfe für rund 82 000 Vertriebene in Tawila. Diese Unterstützung umfasst die Verteilung von Hygiene-Sets, die Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser, die Durchführung von Sensibilisierungskampagnen und von Sprühaktionen, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.

„Es handelt sich um eine Notlage. Die Regenzeit steht bevor und das Risiko, dass es zu neuen Fällen kommt, ist gross. Rasches Handeln und gute Koordination sind entscheidend“, ergänzte José Luis Pozo.

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People disinfecting their hands and feet at the cholera treatment centre in Gedaref State.

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Schutz der Zivilbevölkerung und von wichtiger Infrastruktur

Das IKRK erinnert alle Konfliktparteien an ihre völkerrechtliche Verpflichtung, Zivilpersonen und wichtige Infrastruktur zu verschonen. Sauberes Wasser, Gesundheitseinrichtungen und die Stromversorgung sind entscheidend für das Überleben und das Wohlergehen der Zivilbevölkerung.