Hauptsitz des IKRK, Genf

Cyberangriff auf Rotkreuz-und Rothalbmonddaten von 500 000 Menschen

Diese Woche wurde ein ausgeklügelter Cyberangriff auf die Server, auf denen Informationen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) gespeichert sind, entdeckt.
News release 19. Januar 2022 Schweiz

Der Angriff umfasste personenbezogene Daten und vertrauliche Informationen zu mehr als 515 000 besonders anfälligen Personen, darunter Menschen, die aufgrund von Konflikten, Migration und Naturkatastrophen von ihren Familien getrennt wurden, vermisste Personen und deren Familien sowie inhaftierte Personen. Die Daten stammen von mindestens 60 Nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften weltweit.

Die vordringlichste Sorge des IKRK nach diesem Angriff ist das potenzielle Risiko für die Menschen und deren Familien, die das Rotkreuz- und Rothalbmondnetzwerk eigentlich schützen und unterstützen will, vor allem hinsichtlich einer möglichen Veröffentlichung vertraulicher Informationen. Wenn Menschen als vermisst gelten, sind Angst und Unsicherheit für Familien und Freunde enorm.

„Ein Angriff auf die Daten von Menschen, die vermisst werden, macht die Angst und das Leid für die Familien noch schwerer zu ertragen. Wir alle sind entsetzt und fassungslos, dass humanitäre Informationen zum Ziel eines solchen Angriffs und die Betroffenen einer ernstzunehmenden Gefahr ausgesetzt werden", erklärte Robert Mardini, Generaldirektor des IKRK. „Dieser Cyberangriff gefährdet die Menschen, die bereits auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, umso mehr."

Das IKRK besitzt keine unmittelbaren Informationen darüber, wer für diesen Cyberangriff verantwortlich ist.[1] Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass die gehackten Informationen verbreitet bzw. der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

"Wir wissen bisher nicht, wer für diesen Angriff verantwortlich ist oder warum er überhaupt durchgeführt wurde. Aber wir wollen den Verantwortlichen eine Nachricht zukommen lassen: Ihr Handeln verursacht bei den Menschen, die bereits unsagbares Leid erfahren haben, nur noch mehr Schmerz und Sorgen. Es sind echte Menschen und echte Familien, deren Informationen Sie nun in Händen halten, und sie gehören zu den Schwächsten der Schwachen weltweit. Bitte tun Sie das Richtige. Teilen, verkaufen, verbreiten oder nutzen Sie diese Daten nicht", so Robert Mardini.

Das IKRK betreibt zusammen mit dem Rotkreuz- und Rothalbmondnetzwerk ein Programm zur Zusammenführung getrennter Familien („Restoring Family Links"), in dessen Rahmen Familienangehörige, die aufgrund von Konflikten, Naturkatastrophen oder Migration voneinander getrennt wurden, wieder vereint werden sollen. Infolge des Angriffs war das IKRK gezwungen, die Systeme für die Arbeit zur Familienzusammenführung herunterzufahren, was die Möglichkeiten der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung beeinträchtigt, voneinander getrennte Familienangehörige wieder zusammenzuführen. Das IRKK arbeitet intensiv daran, andere Möglichkeiten zu finden, diese wichtige Arbeit fortzusetzen.

„Die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung trägt dazu bei, täglich durchschnittlich zwölf vermisste Personen wieder mit ihrer Familie zusammenzuführen. Das ist ein Dutzend glücklicher Familien jeden Tag. Cyberangriffe wie dieser gefährden diese wichtige Arbeit", sagte Robert Mardini weiter. „Wir nehmen diesen Angriff sehr ernst und arbeiten eng mit unseren humanitären Partnern weltweit zusammen, um das Ausmass dieses Angriffs zu verstehen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen, unsere Daten in Zukunft zu schützen."

[1] In der ursprünglichen Fassung der Pressemitteilung vom 19. Januar 2022 wird von einem Angriff berichtet, "der sich gegen ein externes Unternehmen in der Schweiz gerichtet hat, das im Auftrag des IKRK Daten speichert". Mittlerweile ist bekannt, dass es sich um einen gezielten Angriff auf die IKRK-Server handelt, nicht auf das Unternehmen, das sie gehostet hat.


Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Crystal Wells, IKRK Genf, cwells@icrc.org oder +41 79 642 80 56
Ewan Watson, IKRK Genf, ewatson@icrc.org oder +41 79 244 64 70
Elizabeth Shaw, IKRK Washington, D.C., egormanshaw@icrc.org oder +1 202 361 1566