IKRK-Teams sprechen mit vom Erdbeben betroffenen Familien in einer Unterkunft in Aleppo. IKRK/Kakhaber Khasaia

Syrien und Türkiye: Alle Erdbebenopfer verdienen dringende humanitäre Hilfe

Genf (IKRK) – Erklärung von Mirjana Spoljaric, Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, nach ihrem Besuch vom 9. bis 14. Februar in Syrien:
Statement 15. Februar 2023 Syrien Türkiye

Seit mehr als einem Jahrzehnt leidet die Bevölkerung in Syrien unter den verheerenden Folgen des bewaffneten Konflikts. Als am 6. Februar ein Erdbeben die Region erschütterte, wurden die Menschen Opfer einer dramatischen Zerstörung, unabhängig davon, auf welcher Seite der Front sie sich befanden. Sie verloren Angehörige, Freundinnen und Freunde, ihre Häuser wurden zerstört und sie mussten ihr Zuhause erneut verlassen. Medizinische Versorgung, sauberes Trinkwasser und eine zuverlässige Nahrungsmittelversorgung erwiesen sich schon bald als entscheidende Faktoren, um zu überleben.

Die durch Jahre des Konflikts bereits arg mitgenommenen Gemeinschaften sind an die äusserste Grenze des Aushaltbaren gestossen. Es schmerzt mich, zu sagen, dass diese Naturkatastrophe die Menschen mutlos gemacht hat. Ich habe mit Opfern gesprochen, die in einer Schule und in einer Moschee in Aleppo Zuflucht gefunden hatten, und die durch die Zerstörung um sie herum zutiefst erschüttert waren. Viele von ihnen hatten erst gerade begonnen, ihr Leben nach den Kämpfen wiederaufzubauen. Jetzt müssen sie eine neue Krise bewältigen.

Diese Woche traf ich Vertreterinnen und Vertreter der syrischen Behörden, um die humanitären Bedürfnisse in der Region zu besprechen. Unsere Gespräche haben mich ermutigt. Wir begrüssen jede Initiative, die darauf abzielt, die Erbringung von humanitärer Hilfe an alle Menschen in Not zu erleichtern, unabhängig davon, wo sie sich befinden. Ich werde mich entschlossen dafür einsetzen, dass das IKRK Garantien für den Zugang zu allen Bedürftigen erhält, und dass die humanitäre Hilfe sich sowohl mit der Not infolge des Erdbebens als auch mit den Folgen des Konflikts befasst. Ich denke etwa an die medizinische Versorgung und die beschädigte Wasserinfrastruktur.

Seit dem Erdbeben sind Teams des IKRK zusammen mit dem Syrisch-Arabischen Roten Halbmond im Einsatz, um in Aleppo, Latakia und Tartus dringende Hilfe zu leisten. Wir haben eine behelfsmässige Wasserversorgung per Lastwagen für Familien in Notunterkünften organisiert, medizinische Güter für drei Spitäler bereitgestellt, damit sie die Verletzten versorgen können, und über 100 000 Flaschen Wasser und Tausende Matratzen, Nahrungsmittelkonserven und Hygienesets verteilt. In den nächsten Tagen werden wir weitere 40 000 Haushalte mit Hilfsgütern unterstützen, damit sie ihre Grundbedürfnisse decken können, und wir werden unsere Hilfe für Spitäler mit Operationskapazitäten verstärken. Ausserdem werden wir helfen, Familienangehörige, die getrennt wurden, wieder zu vereinen.

Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ist vor Ort und leistet Nothilfe für die Opfer des Erdbebens sowohl in Syrien als auch in Türkiye. Angesichts des steigenden Bedarfs ist das IKRK bestrebt, zusätzliche Gelder aufzutreiben, um seine Hilfe für die Opfer des Erdbebens in Syrien und Türkiye zu finanzieren.

Das IKRK ist während des mehr als ein Jahrzehnt dauernden Konflikts stets in Syrien geblieben, um den Notleidenden zu helfen. Wir sind entschlossen, die syrische Bevölkerung im ganzen Land zu unterstützen und werden alles in unserer Macht Stehende tun, um den betroffenen Menschen zu helfen, sich von dieser verheerenden Naturkatastrophe zu erholen.

Weitere Informationen:
Adnan Hizam, IKRK Damaskus, ahizam@icrc.org oder +963 113 380 6205
Imene Trabelsi, IKRK Beirut, itrabelsi@icrc.org oder +961 3 13 83 53
Fatima Sator, IKRK Genf, fsator@icrc.org oder +41 79 848 49 08
Jessica Moussan, IKRK Dubai, jmoussan@icrc.org oder +971 50 425 4091