Jemen: Eröffnung eines COVID-19-Versorgungszentrums im Vorfeld einer möglichen zweiten Welle

Jemen: Eröffnung eines COVID-19-Versorgungszentrums im Vorfeld einer möglichen zweiten Welle

Genf/Sanaa (IKRK) – Um einen Beitrag zur Stärkung des vom Krieg zerstörten Gesundheitssystems zu leisten, hat die Rotkreuz-/Rothalbmond-Familie am 20. September ein kostenloses Behandlungszentrum für COVID-19-Patienten im Jemen eröffnet; das Land verzeichnete bereits während der folgenschweren ersten Welle eine hohe Anzahl Todesfälle.
News release 21. September 2020 Jemen

Das 60 Betten umfassende Behandlungszentrum in Aden im Süden des Landes verfügt über einen Röntgenraum, eine Intensivstation, Krankenpflegestationen, einen Triage-Bereich und ein Labor. Unter Aufsicht eines internationalen Ärzteteams wurden mehrere Tonnen medizinische Vorräte und Ausrüstung in das Zentrum gebracht.

Über die Hälfte der jemenitischen Gesundheitseinrichtungen sind infolge des jahrelangen Konflikts zerstört, sodass viel zu viele Menschen nicht medizinisch versorgt werden können. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation hat der Jemen 585 Todesfälle infolge von 2 026 bestätigten COVID-19-Fällen zu verzeichnen – die weltweit höchste Fallsterblichkeitsrate.

Das neue COVID-19-Zentrum befindet sich auf dem Gelände des Al-Joumhouria-Spitals in Aden und wurde vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), dem Norwegischen und Finnischen Roten Kreuz mit Unterstützung der Jemenitischen Rothalbmondgesellschaft errichtet. Die Gesundheitsbehörden im Jemen melden in den südlichen Gouvernements neue Fälle, sodass die weitere Ausbreitung des Virus wohl nur eine Frage der Zeit ist. Die Menschen verfügen kaum über das nötigste Material und stellen in Eigenregie einfache Schutzmasken für ihre Angehörigen sowie Gesichtsschutze für das medizinische Personal her, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

„Im Süden des Landes gibt es zu wenige Einrichtungen, um COVID-19-Patienten zu behandeln. Sollten die Fallzahlen weiter steigen, kann dieses neue Zentrum helfen", erklärte Alexandre Equey, Leiter der IKRK-Delegation im Jemen. „Als vor einigen Monaten die ersten COVID-19-Fälle auftraten, haben viele Spitäler ihre Tore geschlossen. Die Menschen konnten sich keine Medikamente leisten und andere Infektionskrankheiten breiteten sich wieder aus. Menschen, die sich mit dem Coronavirus anstecken, brauchen einen Ort, wo sie medizinisch versorgt werden können."

„Solidarität und Stabilität sind entscheidend. Eine politische Einigung, mit der das Leid von Millionen Menschen beendet wird, ist zwingend notwendig. Die jemenitische Bevölkerung will endlich wieder auf die Beine kommen und mit dem Wiederaufbau beginnen", so Alexandre Equey weiter.

„Unsere freiwilligen Helferinnen und Helfer befinden sich für eine Antwort auf die COVID-19-Pandemie in einem Wettlauf gegen die Zeit. Wir verteilen Nahrungsmittel, grundlegende Güter, Hygienematerial und Schutzausrüstung an die Menschen in Lagern und Gesundheitseinrichtungen, um die Schutzmassnahmen im Zusammenhang mit COVID-19 zu verstärken", sagte Dr. Fouad Al Makhithy, Generalsekretär der Jemenitischen Rothalbmondgesellschaft.

Andauernde Kampfhandlungen und ein Mangel an medizinischen Versorgungsgütern haben dazu geführt, dass viele Gesundheitseinrichtungen im Jemen schliessen mussten. In der Situation, in der sich das Gesundheitssystem aktuell befindet, ist es kaum möglich, Hunderttausenden Menschen, deren Leben von potenziell heilbaren Krankheiten, Mangelernährung und Kriegswunden bedroht ist, eine grundlegende Versorgung zu bieten. Fehlende Stromversorgung, Mangel an Benzin und eine hohe Inflationsrate, die Nahrungsmittel, Medikamente und andere grundlegende Güter für die meisten Menschen nahezu unerschwinglich macht, führen in der Summe dazu, dass die Lebensbedingungen extrem schwierig sind.

„Das Coronavirus betrifft uns alle, aber manche trifft es deutlich schlimmer als andere. Die Menschen im Jemen sind mit sehr ernstzunehmenden Folgen der Pandemie konfrontiert, die durch die anhaltenden Auswirkungen des Konflikts noch verschlimmert werden. Wir sind froh, dass wir dazu beitragen können, das vielschichtige Leid der Menschen zu lindern, indem wir die COVID-19-Patienten medizinisch versorgen", sagte Bernt G. Apeland, Generalsekretär des Norwegischen Roten Kreuzes.

„Man kann sich kaum ein anderes Volk vorstellen, dass es schwerer hat als die jemenitische Bevölkerung. Millionen Menschen leiden bereits unter dem Konflikt, der Nahrungsmittelunsicherheit und einem geschwächten Gesundheitssystem. Wir hoffen, dass dieses Zentrum dazu beiträgt, die Menschen so schadlos wie möglich durch diese Pandemie zu bringen", so Kristiina Kumpula, Generalsekretärin des Finnischen Roten Kreuzes.

Das IKRK, die Jemenitische Rothalbmondgesellschaft und andere Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften sind im Rahmen der Pandemie im Jemen bereits im Einsatz und stellen regelmässig persönliche Schutzausrüstung, medizinische Vorräte, Nahrungsmittel und Hygienematerial für Spitäler und Isolationszentren bereit.

Anmerkung zum COVID-19-Zentrum:

  • In Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsanbietern, Gesundheitsbehörden und der Jemenitischen Rothalbmondgesellschaft richtet das IKRK ein Überweisungssystem für Patienten aus ländlichen Gegenden in das COVID-19-Zentrum in Aden ein.
  • Das Zentrum stellt seine Leistungen kostenlos zur Verfügung. Die Patienten werden während der Behandlung in Kontakt mit ihren Angehörigen bleiben können.
  • Im Zentrum werden über 100 lokale Angestellte und 20 internationale medizinische und technische Fachleute arbeiten.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

 Yara Khawaja, IKRK Jemen, Tel.: +201015782237, Whatsapp: +961 70 661 374, ykhawaja@icrc.org

Fareed Alhomaid, IKRK Jemen, Tel.: +967739164666, falhomaid@icrc.org

Sara Alzawqari, IKRK Beirut, Tel.:  +961 3 138 353, salzawqari@icrc.org

Ruth Hetherington, IKRK Genf, Tel.: +41 79 447 37 26, rhetherington@icrc.org

Aktuelles Videomaterial des IKRK in Sendequalität finden Sie unter www.icrcvideonewsroom.org

Informationen zum Einsatz des IKRK zur Beendigung der Angriffe auf medizinisches Personal und Patienten finden Sie unter www.healthcareindanger.org