Laut der Studie des IKRK wurden drei Fünftel der befragten Einrichtungen geplündert, nachdem sich die Konflikte verschärft hatten.
«Unser Gesundheitszentrum wurde geplündert. Die Medikamente und alle Geräte wurden mitgenommen. Jetzt haben wir Mühe, verbreitete Krankheiten wie Malaria, Atemwegsinfektionen und Durchfall zu behandeln, denn wir haben kaum noch Medikamente», erzählt Safari, Pfleger in einem Gesundheitszentrum im Bezirk Kalehe in Süd-Kivu.
Das humanitäre Völkerrecht verpflichtet die Konfliktparteien, Spitäler und andere medizinische Einrichtungen zu schonen und zu schützen und den Zugang zu medizinischer Versorgung zu erleichtern. Spitäler und andere Gesundheitseinrichtungen, die ausschliesslich ihre humanitären Aufgaben erfüllen, dürfen nicht angegriffen, zerstört, geplündert oder in unzulässiger Weise bei ihrer Arbeit behindert werden.
Die Eskalation der Kämpfe in den Kivu-Provinzen und die Veränderungen in den von den verschiedenen Parteien kontrollierten Gebieten haben die Lieferketten für Medikamente und die Versorgung der Gesundheitseinrichtungen erheblich beeinträchtigt. Da derzeit auf den Flughäfen von Goma und Bukavu keine Landungen möglich sind, ist die Beförderung von Medikamenten aus Kinshasa in die Kivu-Provinzen kompliziert und kostspielig geworden, da Umwege über andere Länder erforderlich sind. Darüber hinaus ist ihre Lieferung in Gesundheitszentren in der Nähe der Kampfgebiete gefährlich geworden. Gleiches gilt für die Gebiete im Norden von Nord-Kivu, wo die unsichere Lage die Versorgung der Gesundheitseinrichtungen einschränkt.
«Nahezu drei Viertel der untersuchten Einrichtungen verzeichnen Engpässe bei der Versorgung mit Medikamenten. Dies ist zurückzuführen auf die Konflikte, aber auch auf die zunehmende Verknappung der Vorräte, welche von humanitären Akteuren bereitgestellt werden, deren Finanzmittel massiv gekürzt wurden», erklärt Etienne Penlap. «Es mangelt an Malariamitteln und anderen Medikamenten, die für die Behandlung verbreiteter Erkrankungen wie Durchfall oder Atemwegsinfektionen unerlässlich sind. Das gilt selbst für Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen.»
Der drastische Rückgang der Finanzmittel für humanitäre Organisationen hat sich erheblich auf die Verfügbarkeit von Medikamenten ausgewirkt, da viele humanitäre Organisationen ihre Aktivitäten reduziert oder eingestellt haben. So musste beispielsweise die Organisation, die in den Kivu-Provinzen Kits für die Behandlung von Vergewaltigungsopfern bereitstellt, wegen fehlender Finanzmittel ihre Arbeit einstellen, obwohl sexualisierte Gewalt nach wie vor ein grosses Problem darstellt.
«Die Lage ist so ernst, dass alle Konfliktparteien dringend Massnahmen ergreifen müssen, die sicherstellen, dass Kranke und Gesundheitspersonal respektiert und geschützt werden und humanitäre Hilfe einschliesslich medizinischer Dienste und Güter ungeachtet der Frontlinien rasch und ungehindert bereitgestellt werden kann. Zudem müssen alle Akteure für eine transparente und zuverlässige Finanzierung der medizinischen Hilfe sorgen», sagt François Moreillon.
Medizinische Hilfe in Nord-Kivu und Süd-Kivu Januar - Mai 2025
Behandlung von Verwundete
- Mehr als 2'900 Verwundete wurden in IKRK-unterstützten Spitälern in Nord-Kivu und Süd-Kivu behandelt.
- Nahezu 7'000 chirurgische Eingriffe an Verwundeten wurden von den Teams durchgeführt.
- 5 Chirurgieteams wurden in Nord-Kivu und Süd-Kivu eingesetzt, um die vom IKRK unterstützten Spitäler zu entlasten.
- 3 Spitäler wurden bei der Pflege von Verwundeten regelmässig unterstützt (CBCA Ndosho in Goma, Allgemeines Referenzspital Beni und Allgemeines Provinzreferenzspital in Bukavu).
- 3 notfallchirurgische Projekte wurden im Provinzspital von Nord-Kivu (3 Monate), in der Universitätsklinik von Bukavu (1 Monat) und im Allgemeinen Referenzspital von Fizi (seit Mai) stationiert.
- 15 Gesundheitseinrichtungen wurden mit medizinischen Hilfsgütern für die Stabilisierung von Verwundeten versorgt.
- 41 Gesundheitszentren und Spitäler wurden unterstützt, um Vertriebenen und von Gewalt betroffenen Menschen kostenlosen Zugang zu Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.
- Nahezu 33’800 Personen erhielten psychologische und psychosoziale Betreuung in den vom IKRK unterstützten Beratungsstellen, Gesundheitszentren und Rehabilitationszentren.
- 440 Opfer von sexualisierter Gewalt wurden an das IKRK überwiesen, 56 von ihnen wurden innerhalb von 72 Stunden nach dem Vorfall behandelt.
- 261 Personen, darunter 213 Männer und 48 Frauen (Motorradfahrer, Gemeindehelferinnen, Gesundheitspersonal, Freiwillige des Roten Kreuzes der DR Kongo und Waffenträger) wurden in Erster Hilfe geschult.
- Mehr als 370 Personen erhielten in den unterstützten Rehabilitationszentren eine Rehabilitation.
- Mehr als 450 Rollstühle und andere Mobilitätshilfen wurden bereitgestell.
Logistische Unterstützung für medizinische Einrichtunge
- 13 Zelte wurden aufgestellt, davon acht in zwei medizinischen Einrichtungen in Goma und vier im Allgemeinen Provinzreferenzspital in Bukavu, um die Aufnahmekapazität zu erhöhen.
- 63’070 m³ Trinkwasser wurden an mehrere Gesundheitseinrichtungen in Goma und Bukavu geliefert, um die Grundversorgung aufrechtzuerhalten.
- 27’250 Liter Treibstoff wurden an mehrere medizinische Einrichtungen gespendet, damit sie in Betrieb bleiben konnten.
- 1 Notstromaggregat mit 330 kVA wurde an das Allgemeine Provinzreferenzspital in Bukavu gespendet