Wasser und Infrastruktur

Jedes Jahr erschüttern bewaffnete Konflikte Millionen von Menschenleben. Das IKRK versorgt Konfliktzonen mit Wasser und schafft oder erhält eine nachhaltige Lebensumwelt. Letztendlich reduziert diese Arbeit Tod und Leid durch Schäden an der Infrastruktur oder Störungen der Wasserversorgung.

Gewährleistung menschenwürdiger Lebensbedingungen für von Konflikten betroffene Gemeinschaften

Projekte im Bereich Wasser und Infrastruktur

Jedes Jahr wird das Leben von Millionen von Menschen durch bewaffnete Konflikte zerstört. Wir vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) tun alles in unserer Macht stehende, um ihr Leid zu lindern und ihre Würde zu wahren - und orientieren uns dabei an unseren Grundsätzen der Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit.

Wir lindern das Leid in den Konfliktgebieten unter anderem durch die Wiederherstellung grundlegender Dienste wie der Wasser-, Sanitär- und Stromversorgung, oder durch die Sanierung der öffentlichen Infrastruktur. Diese Versorgungssysteme werden häufig als kumulative, direkte oder indirekte Folge von Konflikten beschädigt oder unterbrochen.

Die Mitarbeitenden unserer Abteilung für Wasser und Infrastruktur (WatHab) beurteilen als Erstes, was die am meist betroffenen Menschen benötigen, damit sie wieder ein Leben unter menschenwürdigen Bedingungen führen können. Anschliessend erarbeiten, planen und beaufsichtigen sie Projekte, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. Dazu gehört auch das Verhandeln und die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und mit Gremien aus der Zivilgesellschaft, damit grundlegende Dienste wiederhergestellt werden können. Unsere Teams streben stets nach Nachhaltigkeit, selbst in Notsituationen.

 

Energieversorgung und Umwelt

In Notsituationen streben unsere Ingenieure stets nach dem richtigen Gleichgewicht zwischen den unmittelbaren Bedürfnissen der Betroffenen und den mittel- und langfristigen Folgen ihres Handelns.

Die Stromversorgung für die Bereitstellung grundlegender Dienste ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Nothilfe. Sie spielt eine entscheidende Rolle, um diese Dienste umfassend wiederherzustellen. Wir streben danach, unsere Tätigkeit so zu gestalten und umzusetzen, dass wir nur ein Mindestmass an natürlichen Ressourcen benötigen, und dies für Projekte, die möglichst nachhaltig sind.

Seit ihrer Schaffung im Jahr 1983 fördert die Abteilung für Wasser und Infrastruktur einen respektvollen Umgang mit der Umwelt und die Verwendung umweltfreundlicher Technologien und Ansätze. Unsere Ingenieure werden ermutigt, bei ihren Projekten auch die ökologischen Aspekte zu berücksichtigen, soweit die Unterstützung der Betroffenen dadurch nicht beeinträchtigt wird.

Sauberes Trinkwasser

Schätzungen zufolge beläuft sich die Weltbevölkerung derzeit auf 7,4 Milliarden Menschen. Bis 2050 soll sie um weitere 30 % wachsen. Zusätzlich zur damit verbundenen Erschöpfung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten werden Phänomene wie Urbanisierung, Migration, Bodenbewirtschaftung, weltweite Wirtschaftskrisen und der Klimawandel sich umfassend auf den Zugang zu sauberem Trinkwasser auswirken. Daher müssen Massnahmen ergriffen werden, um die globale Wassersicherheit − ein nachhaltiger Zugang für alle Menschen zu genügend sauberem Wasser für ihr Wohlergehen und ihre sozio-ökonomische Entwicklung − zu gewährleisten.

Durch die Notwendigkeit, über die Nutzung der Wasserressourcen zu verhandeln, kann eine Zusammenarbeit unter Ländern entstehen, die grenzüberschreitende Ressourcen teilen. Die Belastung veralteter Infrastruktur, die den Anforderungen in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Elektrizität nicht mehr genügt, hat jedoch bereits zu zunehmenden Spannungen zwischen Gemeinschaften und in einigen Fällen sogar zu bewaffneter Gewalt geführt.

In Konfliktsituationen ist der Zugang zu Trinkwasser unter Umständen eingeschränkt, weil die Wasserversorgungs- oder Abwassersysteme zerstört worden sind, sich die Wasserquellen in gefährlichen Gebieten befinden oder weil unzählige Menschen vertrieben wurden und Wasserquellen benutzen müssen, die ihre Gesundheit stark gefährden.

In solchen Situationen tragen unsere Projekte für die Wasserversorgung dazu bei, Leben zu retten und die Spannungen unter den Gemeinschaften abzubauen.

Sanitärversorgung und Umwelthygiene

Unsere Projekte für Umwelthygiene umfassen die Einrichtung von Notfallsystemen für Abfallentsorgung und Sanitärversorgung in temporären Siedlungen und die Reparatur und Verbesserung von Abwasser- und Schmutzwasserleitungsnetzen in Städten und Dörfern, die von bewaffneten Konflikten betroffen sind. Zudem verbessern wir Sanitäranlagen in Gesundheitseinrichtungen und Haftanstalten. Ergänzend zu unseren Einsätzen im Infrastrukturbereich organisieren wir Sensibilisierungskampagnen, die die Vorteile gesunder Hygiene vermitteln.

Kulturelle Gepflogenheiten sind entscheidend für den Erfolg der Projekte in den Bereichen Wasser und Sanitärversorgung. Daher beteiligen wir auch die Gemeinschaften. Wir wünschen uns, dass sie einen Beitrag zu den Projekten leisten und sich involviert fühlen, damit diese langfristig erfolgreich und nachhaltig sind.

In Haftanstalten breiten sich viele der Krankheiten unter den Insassen über die Wasserversorgung oder aufgrund schlechter Hygienebedingungen aus. Um dem entgegenzutreten, konzentrieren wir unsere Tätigkeit auf Systeme für die Fäkalienentsorgung, Massnahmen zur Bekämpfung von Krankheitsüberträgern und auf Prävention, um sicherzustellen, dass Abfälle und Abwasser entsorgt und richtig aufbereitet werden.

Grundlegende Dienste in städtischen Gebieten

Die katastrophalen Folgen bewaffneter Konflikte in städtischen Gebieten zeigen sich immer deutlicher, insbesondere für die − geschätzten − 50 Millionen Menschen, die dabei die Hauptlast tragen. In diesen Gegenden sind die Auswirkungen besonders desaströs, weil die Einwohner in den Städten von immer komplizierteren Grunddiensten abhängig sind.

In vielen Konflikten versagt die Wasserversorgung, wird der Strom unterbrochen und die Gemeinden sind nicht mehr in der Lage, das Abwasser aufzubereiten oder die Kehrichtabfuhr zu organisieren. Bricht die Infrastruktur zusammen, bedeutet dies auch, dass Spitäler und andere Gesundheitsdienstleister sich nicht mehr um die Verletzten und chronisch Kranken kümmern können.

Gleichzeitig verlieren die Menschen nach und nach ihre Arbeit und die Kinder können nicht mehr zur Schule gehen. Zahlreiche Personen begeben sich in andere Städte oder suchen in Nachbarländern Zuflucht, wodurch die dortige Infrastruktur überlastet wird.

Unsere Teams für Wasser und Infrastruktur reparieren und verbessern grundlegende Infrastruktur, damit sie widerstandsfähiger und nachhaltiger wird. Zudem unterstützen wir die Behörden in den Städten dabei, Strategien und Notfallpläne zu erarbeiten, damit ihre Wasserversorgung stets aufrechterhalten werden kann.

Bau- und Renovationsarbeiten

In Gegenden mit zunehmender, nicht geplanter Verstädterung sind die öffentlichen Dienste oft nicht angemessen, falls es sie überhaupt gibt. Hauptsächlich aufgrund fehlender Mittel und einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften wird die grundlegende öffentliche Infrastruktur nicht ordentlich unterhalten. Geeignete Gebäude sind jedoch unerlässlich, damit wesentliche Dienste wie die Gesundheitsversorgung richtig angeboten werden können. In Konfliktzeiten verschlimmert sich dann die Lage möglicherweise noch.

Ein Grossteil der Arbeit unserer Teams für Wasser und Infrastruktur besteht darin, wichtige Gebäude wie Spitäler und Zentren für die körperliche Rehabilitation zu errichten oder zu renovieren. Unser Ziel ist es, diese öffentliche Infrastruktur zu verbessern, damit sie wirksam funktionieren kann.

Wir sind auch in Haftanstalten tätig. Bewaffnete Konflikte können die Anzahl der Gefangenen rasch anschwellen lassen, was zu einer Überbelegung und einer Überstrapazierung der Dienste führt. Wir arbeiten gemeinsam mit den Inhaftierungsbehörden, um Haftanstalten gemäss den neuesten Gestaltungsrichtlinien zu sanieren und zu verbessern.