Die eiskalten Wintertemperaturen und die Angriffe auf die Infrastruktur, die dazu führen, dass die Menschen keine Heizung oder keinen Strom mehr haben, bergen für die Zivilbevölkerung zunehmend auch die Gefahr, durch Landminen und Blindgänger verletzt oder getötet zu werden. Credit: Handout / Latin America News Agency via Reuters Connect

Internationaler bewaffneter Konflikt zwischen Russland und der Ukraine: Unter Schnee und Eis begrabene Landminen und Blindgänger, eine tödliche Gefahr für die Bevölkerung

Genf (IKRK) – Die eiskalten Wintertemperaturen und die Angriffe auf die Infrastruktur, die dazu führen, dass die Menschen keine Heizung oder keinen Strom mehr haben, bergen für die Zivilbevölkerung zunehmend auch die Gefahr, durch Landminen und Blindgänger verletzt oder getötet zu werden. Schnee und Eis erschweren die Auffindung dieser Waffen, und gleichzeitig zwingt der Ausfall der Heizung mehr Menschen dazu, sich in möglicherweise mit Kampfmittel kontaminierte Wälder zu wagen, um dort Brennholz zu sammeln.
News release 02. Dezember 2022 Ukraine Russland

„Minen und Blindgänger befinden sich auf Agrarland und in bewohnten Gebieten oder deren Umgebung. Jedes einzelne dieser Kampfmittel hat das Potenzial, Leben zu zerstören", erklärt Ariane Bauer, Regionaldirektorin für Eurasien beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). „Minen dürfen nicht eingesetzt werden. Wir rufen die Konfliktparteien auf, kontaminierte Gebiete zu kennzeichnen und so bald wie möglich zu räumen sowie die Zivilbevölkerung über die Gefahren aufzuklären."

Minen und Blindgänger sind bereits seit Langem eine Gefahr in dieser Region. Das Ausmass der Bedrohung durch solche Kampfmittel hat jedoch seit Februar stark zugenommen

Zusätzliche Gebiete wurden mit Landminen versetzt und durch Artilleriegeschosse, Granaten, Mörser, Raketen, aus der Luft abgeworfene Bomben und Streumunition kontaminiert, wobei viele davon nicht explodierten und weiter scharf bleiben – eine grosse Gefahr für die Zivilbevölkerung.

 Ganze Landstreifen der Regionen Donezk und Luhansk waren nach acht Jahren des Konflikts bereits zuvor stark durch Blindgänger kontaminiert. Der Winter führt nun dazu, dass sich die langfristigen Gefahren für die Zivilbevölkerung summieren.


Diese verborgenen Bedrohungen verursachen immenses Elend und grosse Zerstörung. Explosionen können tödlich sein oder zu Verletzungen wie Erblindung, Verbrennungen, beschädigten Gliedern oder tiefen Wunden durch Granatsplitter führen. Zusätzlich zum Verlust von Leben und den Verletzungen erschweren oder verunmöglichen Blindgänger häufig den Zugang zu grundlegenden Einrichtungen, etwa zu Spitälern, oder sie führen dazu, dass Reparaturarbeiten an der Wasser- und Stromversorgungsinfrastruktur nicht sicher sind und länger dauern.

Das grösste Waffenräumungsteam des IKRK befand sich schon vor Februar dieses Jahres in der Ukraine. Heute helfen 18 Waffenräumungsspezialistinnen und -spezialisten des IKRK mit, Gebiete mit nicht explodierten Kampfmitteln zu kennzeichnen und zu räumen. Zusätzlich leisten sie Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung und für die Gemeindeangestellten zum Thema Minensicherheit. Das IKRK unterstützt ausserdem die Instandsetzung beschädigter Häuser und grundlegender Infrastruktur wie der Wasser- und Stromversorgung und hilft mehr als einer Millionen Menschen, ihre Unterkunft zu heizen.

Am Sonntag, 4. Dezember, ist der 25. Jahrestag des Übereinkommens über das Verbot von Antipersonenminen (kurz auch Ottawa-Konvention oder Ottawa-Abkommen). Seit Inkrafttreten dieses Abkommens ist die Zahl der zivilen Opfer von Antipersonenminen weltweit um 90 Prozent zurückgegangen. Die Gefahr, die diese Waffen noch heute für die Zivilbevölkerung darstellen, zeigt jedoch, dass der Weg zur Erreichung des Ziels einer Welt ohne Minen bis 2025 – wie im Zuge des Abkommens festgelegt – noch in weiter Ferne liegt.

Weitere Informationen:

Jennifer Sparks, IKRK Genf, jsparks@icrc.org, +41 79 217 3200,
Crystal Wells, IKRK Genf (Englisch), cwells@icrc.org, +41 79 642 80 56
Jason Straziuso, IKRK Genf (Englisch, Französisch), jstraziuso@icrc.org, +41 79 949 35 12