Erklärung

Erklärung von Fabrizio Carboni, IKRK-Direktor Naher und Mittlerer Osten

"Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz begrüsst den Waffenstillstand nach diesen elf für die Zivilbevölkerung furchtbaren Tagen der Qual, des Sterbens und der Zerstörung in Gaza und in Israel."

Im Mittelpunkt muss nun die Unterstützung des Wiederaufbaus und der Heilung stehen. Es wird Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauern, bis die Schäden behoben sind, die in weniger als zwei Wochen angerichtet wurden.

Bisher sind die Menschen in Gaza nach jedem Konflikt in einer schlimmeren Lage gewesen als zuvor. Und nach keinem Gewaltausbruch hatten sie die Möglichkeit, sich wirklich zu erholen. Die Folge ist immense Enttäuschung und eine gravierende Hoffnungslosigkeit.

Manche Familien, deren Zuhause 2014 zerstört wurde, leben noch immer in provisorischen Unterkünften, die von Hilfsorganisationen zur Verfügung gestellt wurden.

Das IKRK bemüht sich, den dringendsten Bedarf zu decken, darunter Operationen sowie Reparaturen von Wasser- und Stromleitungen.
Zudem konzentrieren wir uns auf langfristigen Bedarf wie etwa den Wiederaufbau der Infrastruktur und die höchst wichtige psychosoziale Betreuung.

Eine unserer Prioritäten ist es, zusätzliches medizinisches Material bereitzustellen, um das angeschlagene Gesundheitswesen zu unterstützen, das vollkommen überlastet ist und überdies die COVID-19-Pandemie eindämmen muss.

Wir unterstützen bereits Reparaturen des Wasser- und Abwassersystems sowie des Stromnetzes und wollen dies weiter ausbauen.
Schätzungsweise 700 000 Palästinenser sind von den Schäden an der Strom- und Energieinfrastruktur betroffen, die Wasserversorgung ist um 40 % zurückgegangen.

Tausende haben ihr Zuhause, ihr Geschäft oder ihren Arbeitsplatz verloren und werden massive Unterstützung brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen.

Bauern konnten seit Beginn der Eskalation ihr Land nicht mehr betreten und folglich die Felder nicht bewässern und die Tiere nicht versorgen. Es steht zu befürchten, dass Teile der Ernte verloren gehen.

Auch die Kontamination durch Waffen bleibt lebensbedrohlich. Es ist davon auszugehen, dass im Gazastreifen nach der jüngsten Eskalation mehrere hundert Blindgänger verstreut sind.

Es wird Jahre dauern, bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist, und noch länger, bis gebrochene Lebensläufe geheilt sind. All jenen, die die Angriffe miterlebten oder Angehörige verloren, bleibt die Trauer. Es ist viel zu tun, um ihnen die Unterstützung zu geben, die sie jetzt brauchen.

Weitere Informationen:

Suhair Zakkout (Gaza): szakkout@icrc.org or +972 599 255 381
Christoph Hanger (Tel Aviv/Jerusalem): changer@icrc.org or +972 526 019 150
Yahia Masswadeh (Jerusalem): ymasswadeh@icrc.org or +972 526 019 148
Sara Alzawqari (Beirut): salzawqari@icrc.org or +961 3 138 353
Ruth Hetherington (Geneva): rhetherington@icrc.org or +33 6 33 2888 23