Jemen/Genf (IKRK) – Vier Jahre nach dem Beginn des Konflikts im Jemen und nur wenige Monate nach den Vereinbarungen, die der kriegsmüden Bevölkerung neue Hoffnung gaben, werden die Feindseligkeiten fortgesetzt und zwingen die Menschen erneut zur Flucht. Ihre Lage wird von Tag zu Tag schlimmer.
Die Hoffnung, nach jahrelangem Elend sei ein Ende von Gewalt, Vertreibung, Krankheit und Hunger in Sicht, ist nun durch das Wiederaufflammen des Konflikts zunichtegemacht.
„Zwar gab es vor einigen Monaten einen Hoffnungsschimmer, doch inzwischen ist das Leben für Millionen Menschen unerträglich geworden. Die erneuten Kämpfe werden die bereits heute katastrophale Lage noch verschlimmern", sagte Franz Rauchenstein, Leiter der IKRK-Delegation im Jemen.
Trotz der jüngsten Vereinbarungen war in den letzten Tagen eine Zunahme der Gewalt in allen Teilen des Landes zu beobachten. Alle Seiten beteiligen sich an den Feindseligkeiten. Dies führt zu mehr Vertreibungen und gefährdet die Sicherheit und das Wohlergehen Hunderttausender, die durch den seit mehr als vier Jahren anhaltenden Konflikt am Ende ihrer Kräfte sind.
Diese Woche schickte das IKRK mehr als sieben Tonnen Material für medizinische Nothilfe sowie Techniker nach Taizz, die im Al-Mudhaffar-Spital Reparaturen vornehmen. In Hajjah verteilt das IKRK Nahrungsmittel und lebenswichtige Haushaltgeräte an mehr als 1 640 Familien, die durch die jüngsten Ereignisse vertrieben wurden.
Mit Sorge verfolgt das IKRK Berichte über Kämpfe und bewaffnete Zusammenstösse an der Küste des Roten Meeres, im Gouvernement Hajjah und der Stadt Taizz. Der Einsatz von Explosionswaffen mit Breitenwirkung sollte in besiedelten Gebieten wegen der hohen Wahrscheinlichkeit ziviler Opfer vermieden werden. Besonders gefährdet durch die Nebenwirkungen solcher Waffen sind wichtige Infrastrukturen wie Spitäler, Wasserleitungen und Stromnetze.
„Entgegen den Regeln der Kriegführung erhalten Zivilpersonen häufig nicht den Schutz, auf den sie Anspruch haben. Sie sind es, die durch den Konflikt im Jemen am schwersten in Mitleidenschaft gezogen sind. Das humanitäre Völkerrecht verpflichtet die Konfliktparteien sowie die Staaten, die sie unterstützen, sich bei der Planung und Ausführung militärischer Aktionen mehr für die Schonung und den Schutz der Zivilbevölkerung einzusetzen", sagte Rauchenstein.
Das IKRK unterhält Kontakte zu allen Seiten, um sie an ihre Verpflichtungen gemäss dem humanitären Völkerrecht zu erinnern.
Weitere Auskunft erteilen:
Mirella HODEIB, IKRK Sana'a, Tel: +967 736 071 967 und/oder + 967 711 944 343
Nathalie BEKDACHE, IKRK Sana'a, Tel: + 967 730 500 719
Fareed ALHOMAID, IKRK Sana'a, Tel: + 967 739 164 666
Sara ALZAWQARI, IKRK Beirut, Tel: +961 3138 353